TRANCE / GB / 2013
Wertung: ★★★★★★★☆☆☆
Wer den Trailer zu Danny Boyle's jüngstem Werk gesehen hat, vermuten mit Sicherheit einen relativ geradlinigen Stylo-Thriller. Doch TRANCE ist alles andere als "straight!", er windet sich wo er nur kann. Einzig der Prolog, in dem wir in fast mechanischer Abfolge das Rezept eines perfekten Coups verraten bekommen, gleicht dieser Erwartung. Doch sobald die Hatz losgeht, gibt es kein Halten mehr. Mit zunehmender Laufzeit verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Realität sowohl narrativ als auch visuell: Was anfänglich noch sehr strikt durch unscharfe Bilder und Filter getrennt ist, verschmilzt zunehmend mehr zu einer neuen Wahrheit. Sowohl die Hauptfiguren als auch der Zuschauer können der Charade ab einem gewissen Punkt nicht mehr so recht folgen und sind gezwungen, diese kleine Twilightzone anzuerkennen. Und hier geht es Boyle weniger um den ständigen Erklärbaren und AHA-Twist, wie es beispielsweise Christopher Nolan in INCEPTION perfektioniert hat, sondern das Spiel mit den verschiedenen Erzählebenen wird mehr oder weniger zum zentralen Dreh- und Angelpunkt von TRANCE. Der Mechanismus dient keinem hören Ziel - sondern ist dies selbst. So kann man sich auch sehr gut vom Gezeigten hypnotisieren lassen. Die Pointe bleibt mehr oder weniger Farce - Der Weg ist das Ziel. TRANCE ist in bester Danny Boyle Manier wieder überaus schnittig und erwartet rough angelegt. Besonders den Schnitt muss man hier loben. Er erzählt viel zwischen den Frames, was wiederum der Kurzweiligkeit des Films zu Gute kommt.
Im großen Finale führt Boyle das Ende vom Ende dann aber quasi doch noch ad absurdum. Fast comicartig durchbricht jede Story-Schleife wieder eine neue Plexiglas Platte aus schizophrenen Wendungen. In letzter Konsequenz ist dies auch etwas zu viel des Guten. Aber das kennt man von Herrn Boyle ja gerade in seinen liebenswerten kleinen Produktionen nur zu gut: Schon in MILLIONS (einer meiner absoluten Lieblingsfilme des Regisseurs) mussten am Ende ein paar kleine Strafpunkte abgezogen werden. Dennoch funktioniert TRANCE als flotter und - ich sage es nur ungern aber es passt - pfiffiger Thriller. Gerade wegen einer überaus bezaubernden und bis zuletzt undurchsichtigen Rosario Dawson und dem durchaus soliden Männergespannt McAvoy und Cassel. Ob der Film ein Publikum findet bleibt abzuwarten - unterhaltsam ist er allemal.
4 Kommentare:
Hast du mit Absicht ein Bild aus "X-Men: First Class" gewählt? :)
Mir selbst zerstörte die finale Übersteigerung des zuvor vorhersehbaren Twists zu viel der vorherigen "lässigen" Exposition. Einmal ansehen kann man sich den aber durchaus.
Lustig! Wäre mir gar nicht aufgefallen. Danke für den Hinweis, ist schon ausgetauscht. :)
Ja ich sehe das ähnlich. Irgendwann ist das alles etwas viel. Aber um ihn einmal zu sehen funktioniert er meiner Meinung nach gut und bleibt recht kurzweilig.
Und wenn es am Ende nur wegen Rosario Dawson ist. ;)
Hej Timo, bin seit heute morgen in Berlin, aber leider hat mein Akku vom Handy den Geist aufgegeben und ich habe mein Ladekabel vergessen, deswegen versuche ich es auf diesem Wege, keine Ahnung, ob du während der Berlinale hier mal deine Nachrichten checkst, aber ein Versuch ist es alle mal wert, leider kann ich dir auch nicht versprechen, dass ich es zeitlich schaffe werde, hier regelmäßig nach zusehen, ob du schon geantwortet hast, werde aber mein bestes versuchen. Ich hoffe, wir treffen uns so einmal zufällig bei den einen oder anderen Film.
Stimmt, für einmaliges Ansehen super. Mochte die Twists ganz gerne, auch wenn manches vorhersehbar war (meine Filmkritik gibt's hier: http://www.leselink.de/filme/thriller/trance.html ). Sicher nicht Danny Boyles bester oder zweitbester Film, aber durchaus ok.
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