Samstag, Juli 11, 2009

Kino: HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ


Mit einer Startterminverschiebung von nicht weniger als acht Monaten schafft es der neuste Teil der weltbekannten Buchreihe endlich ins Kino. Auf dem Regiestuhl hat wie zuvor David Yates Platz genommen, der sich auch schon für die gelungene Verfilmung des fünften Bandes verantwortlich zeichnete.


Schon nach 10 Minuten (oder der wirklich beeindruckenden Eröffnungsszene) wird dem Zuschauer hier klar: Es weht ein ganz anderer Wind im Harry Potter Land. Das Grundsetting ist von dunkel-blau auf dunkel-grau umgestiegen, die Geschwindigkeit des gesamten Films hat sich noch einmal um eine Oktave herunter geschraubt. Es sind beklemmende Zeiten, in denen Harry abermals versucht Lord Voldemort aufzuspüren und zu vernichten. Ein ganz wichtiges Indiz hierfür ist der unverwechselbare Mood des Films. Eine krude Mischung aus Melancholie, Hoffnungslosigkeit, Sehnsucht und Angst bildet einen erstaunlich gelassenen Sog, in dem sich jeder Zuschauer wahlweise verlieren darf. Ein Kinderfilm ist das hier schon lange nicht mehr. Stellenweise nimmt dieses Spiel fast meditative Züge an und die Handlung lässt dem gefühlten Bild den Vortritt. Dies schafft eine äußerst dichte Atmosphäre und trägt zusätzlich dazu bei, ein paar Hänger der Handlung zu kaschieren.


Denn auch davon - so ehrlich muss man sein - gibt es in HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ einige. So legt Yates beispielsweise viel mehr Wert darauf, immer wieder die turtelnden Teenies zu zeigen als die Story voran zu treiben. Dies ist mitunter ganz schön nervig, da diese Momente meist auch einen gewissen Fremdschäm-Faktor besitzen. Überhaupt hat man stellenweise das Gefühl, in einem kleinen Handlungsvakuum zu kreisen, weil nicht wirklich klar wird, um was es Yates hier geht bzw. auf welche Aspekte des Buches er es abgesehen hat.


Was auch im sechsten Film der Reihe stets entzückt, sind die Schauspieler: Helena Bonham Carter IST Bellatrix Lestrange. Die Rolle der gefährlichen und verrückten Pyromanin nimmt man ihr einfach ohne auch nur eine Sekunde daran zu zweifeln ab. Doch auch Alan Rickman und Michael Gambon als Severus Snape und Albus Dumbledore sind unschlagbar, ebenso wie Neuzugang Jim Broadbent als Prof. Horace Slughorn. Bei den Jungdarstellern beginnt sich allerdings die Spreu vom Weizen zu trennen: Während Emma Watson (Hermine) sich als talentierte Jungdarstellerin etabliert, fällt es Daniel Radcliffe doch von Film zu Film spürbar schwerer die fragilen, emotionalen Ambivalenzen der Hauptfigur zu projizieren. Einen sauren Beigeschmack beschert außerdem die Tatsache, dass die Rolle des Severus Snape ein wenig verschenkt wird, wenn man bedenkt was noch folgt/folgen sollte. Im gleichen Atemzug gibt es dafür jedoch eine Trauerszene, die zu Tränen rührt und in Verbindung mit der wunderschönen Musik wahre Wunder vollbringt.


Es war ein enormes Pensum, welches in nur einem Film untergebracht werden sollte. Kein Wunder das Yates durch die Geschichte hechten muss um im Ziel anzugelangen. Da hatte es ein Cuaron - was das Volumen des jeweiligen Bandes angeht – deutlich einfacher. Und wie gesagt, hier kommt es stellenweise weniger darauf an WAS erzählt wird, als darauf WIE es erzählt wird. Mit einer erdrückenden Leichtigkeit und dem melancholischen Bewusstsein, dass es nur noch ein Band zum verfilmen gibt. Glücklicherweise in zwei Filmen. Doch auch dieses Bewusstsein bringt HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ mit: Es wird etwas Grauenhaftes passieren, schlimmer noch als alles Dagewesene und nichts wird mehr so sein wie es einmal war.
6,5 von 10

7 Kommentare:

spidy hat gesagt…

Der Timo lebt auch noch :-)))))

Lost in Imagination hat gesagt…

ja!!! Und der Spidy wurde lange nicht mehr gesehen! Komm doch mal nach Frankfurt, vielleicht übers FFF? Ich lade dich recht herzlich ein!

spidy hat gesagt…

Schon ewig lange nicht mehr gesehen :)
Das mit dem FFF können wir gerne mal festhalten, muss jetzt mal sehen, was da Urlaub technisch noch zu machen ist, melde mich dann bei dir per Mail noch einmal o.k.?

Lost in Imagination hat gesagt…

that would be so nice. habe eh Urlaub in der zeit. Schau mal wie es passt und schreib mir ne eMail. Looking forward to it! Juhu!

LikeMike hat gesagt…

Klingt für mich trotz dem deutlich düsteren Stil wieder nach einem typischen Harry Potter.

Was ich mich ja schon lange frage: gibt es zwischen den ganzen Teilen eigentlich ne richtige Verbindung, oder sind das einfach nur die Abenteuer, in denen eben immer die selben Charaktere die Hauptrollen einnehmen... so eine Filmüberspannende Hintergrundhandlung hat sich mir noch nicht ganz ergründet.

Lost in Imagination hat gesagt…

es gibt schon immer wieder Verweise und Zitate auf vorherige Filme. Aber diese hängen weitaus weniger zusammen als die Bücher.

Anonym hat gesagt…

also ich bin zwar teilweise der selben meinung, muss aber sagen das dieser Film bis auf eine einzige Spannende Szene (die in der Höhle) ein langweiliger ist. Auch die im Buch vorkommende Kampfszenerie wird vollkommen ausgelassen, was dem Film vielleicht gefehlt hat. Der Ressigeur lässt auch die eigentlich für den 6. Teil entscheidende vorgeschichte von Voldemort total im Hintergrund, was mich fragen lässt: wie soll der letzte Teil darauf aufgebaut werden??