Mittwoch, Februar 13, 2008
Kino: JUNO
Wie gerne würde ich mich einfach zurücklehnen und behaupten, der Film würde mir am Arsch vorbei gehen. Aber dem ist nicht so. Das Bild, welches in JUNO suggeriert wird, ist genau so undifferenziert wie fraglich. Fühlt sich an wie ein bunter Ballon der ganz unbeschwert in die Lüfte steigt. Und ja, Kinder bekommen ist letzten Endes auch nichts anderes. Die Umwelt ist für keine Minute skeptisch ob dem was noch kommen mag. Das Ganze ist doch auch zu einfach: 9 Monate mit Heißhunger leben, werfen, Kind abschieben, wieder glücklich und unbeschwert die Jugend genießen. The Sun always shines on TV. Schwanger werden mit 16 – jede Nintendo-Session ist eine größere Herausforderung.
Ganz gelinde gesagt: Es kotzt mich an. Wie JUNO verallgemeinert was das Zeug hält, wie jede Figur eine Statistenrolle im Leben der 16 jährigen einnimmt. Nach THANK YOU FOR SMOKING scheitert auch JUNO daran, sich an einem interessanten Thema bissig zu zeigen, sondern bleibt stets zahnlos. Immer wenn das gutmenschliche Trallala und Hopsasa an Perspektive gewinnt und anfängt, sich den wirklich interessanten Aspekten der Geschichte zu widmen, wird sich ganz dreist aus der Affäre gezogen und der Soundtrack versucht mit einem neuen Hit das Ganze zu kaschieren. Das Problem ist einfach, das dies leider so nicht funktioniert. Und gerade wenn man den Film mit einer Dame schaut, die selbst mit 17 das erste mal Mutter geworden ist und die am Ende des Films nur regungslos mit offenem Mund dasitzt, weil Sie gerade keine Worte für diese Charade auf der Leinwand findet, weiß man das man nicht alleine mit dieser Meinung sein kann.
Und trotzdem fühlt sich JUNO stellenweise einfach toll an. Die Musik ist natürlich großartig, das weiß der Film auch selbst. Ellen Page war schon immer ein Highlight für mich und spielt auch hier wieder gewohnt souverän und locker. Wobei ich jetzt nicht fand, dass genau diese Rolle einen Oscar verdient hätte. Da war ihre Leistung in AMERICAN CRIME neben Catherine Keener doch viel eher zum niederknien. Will man aber von einer Überraschung sprechen, kommt man nicht umher auch Jennifer Garner zu loben. Sie passt wirklich perfekt in diese Rolle rein und gehört für mich zu den Highlights des Films, weil ihre Rolle immer wieder elegant gegen die gängigen Klischees dieses Rollentypus gebürstet ist. Der typische Independentstyle a la LITTLE MISS SUNSHINE und Co. tut sein Übriges.
Jetzt ist JUNO auch nicht per se scheiße. Dafür hat der Film einfach ein paar Qualitäten die nicht von der Hand zu weisen sind. Neben dem Sound und den Darstellern sind vor allem die spritzigen und flotten Dialoge zu loben, die einen Hauptteil des unabstreitbaren Charmes von JUNO ausmachen. Des Weiteren verfügt Reitman’s Film über eine Vielzahl lustiger Einzelszenen. Doch mehr kann ich am Film leider nicht finden. Dafür ist das, was mir Jason Reitman’s Film erzählen will einfach einen ganzen Häuserblock zu naiv und monoton. Zwar versucht man den Zuschauer mit ein paar Alibiszenen abzuspeisen (Krankenhaus, unglaubwürdig), das hilft aber in diesem Fall auch nur bedingt. Wenn alles auf der Welt so einfach wäre wie als Teenager ein Kind zu bekommen, wäre unsere Welt eine andere. Und wie beide Hauptdarsteller am Ende klampfend auf der Veranda sitzen, die große Last des Säuglings los sind und endlich (!) den Weg in die vorerst kinderlose Zukunft begehen können, spottet wirklich jeder Seifenoper. Totaler Humbug. Aber so ist das eben, wenn man bemüht ist jedem zu gefallen. Einen Film in dem Ellen Page zwei Jobs braucht um für sich und ihr Kind zu sorgen, weil die Eltern vielleicht selbst nicht das Geld haben um das Baby mitzufinanzieren und in dem sie ein Großteil ihrer Freizeit für das neue Leben opfert und trotzdem glücklich ist, will wahrscheinlich auch niemand sehen. Dann lieber abschieben, was auch nicht zwingend falsch ist sondern sehr wohl ein richtiger Ansatz, wenn der Weg dahin und davon weg nicht so verdammt einfach gepflastert geworden wäre. Wie gesagt, ich würde JUNO gerne mögen. Kann ich aber unter diesen Umständen nicht.
4-5/10
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3 Kommentare:
Oha. Harsche Worte die wahrscheinlich auch verdient sind. Soweit ich weiß wurde das Drehbuch von einer Stripperin geschrieben und die Story soll wohl auch nicht groß zum Nachdenken sondern amüsieren anregen - vielleicht hast du den Film für ernster genommen, als er sein will (?)
da finden sich aber schon zahlreiche satirische Einlagen, was vorraussetzt das man sich ein thema zu herzen nimmt, wenn man es karikieren möchte. und da versagt JUNO in meinen Augen, weil er keine anderen Meinungen akzeptiert bzw. anbietet. Das ist dann eben.. - einfach.
Das hört sich ja nicht gerade nach einem für den "Besten Film" oscarnominierten Film an. Mal sehen, wie er bei mir abschneiden wird.
PS: Hab deinen Blog mal in meinem Blogroll verlinkt. Gruß, Kaiser Soze
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