Dienstag, Januar 22, 2008

Kino: MY BLUEBERRY NIGHTS


Im Großen und Ganzen geht das Amerika-Debüt von Wong Kar-Wai, seines Zeichens einer der meist überschätzten Regisseure Asiens, in Ordnung. Weniger Schall und Rauch als in 2046, auch wenn die Dialoge oft an genau diese gelackte, formschöne und dennoch hohle Phrasenzeremonie erinnert. Wenigstens ist die Geschichte greifbar. Norah Jones erscheint noch etwas unbeholfen vor der Kamera, Portman war nur selten besser, Rachel Weisz pendelt zwischen schrecklichem Overacting und anbetungswürdigem Spiel. Leider unterbricht Wong Kar-Wai den aufgebauten Mood immer wieder durch nervige, effekthascherische Bling-Bling Montagen, die vereinzelt ganz nett aussehen, die Authentizität des Films aber oftmals bis auf ein Minimum ausbremsen. Die Reise der Hauptdarstellerin in ihr Innerstes, zu ihren Träumen und Wünschen, zurück zu ihrem Selbstvertrauen und einer gesunden Portion Selbstzufriedenheit - Das ist es, was MY BLUEBERRY NIGHTS ganz vorzüglich macht. Es sind nicht die mechanischen Slow-Motions, die vielen Farbspielereien, das unsägliche Bluesgeklimper von Mrs. Jones, die den Film so charmant machen. Sondern es ist seine Realitätsnähe, die das Gesehene für den Zuschauer greifbar macht. Aber Mr. Wong: Sie sind auf dem richtigen Weg.

6,5/10

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vielleicht bin ich ja auch schon durch Bay & die anderen WKWs 'gespoilert', aber was gibt es denn schöneres, wenn die Story so schön - und wie Du sagst greifbar ist - und die Formalia ebenfalls noch stimmen?

Zunmindest ich empfand die optischen Sielereien und die Musikunterlegnung große Klasse, ohne diese wäre der Film gar kein WKW. Und Norah Jones ist für ihr Debüt ganz, ganz groß. :-)

Lost in Imagination hat gesagt…

ne, das seh ich ganz und gar nicht so. Das ist Hyper-Ästetik nur der Ästetik wegen, nicht aber um irgendetwas damit zu unterstreichen. Das natürliche, greifbare am Film, steht im Krassen Gegensatz zu der Künstlichkeit vieler technischen Elemente, aber auch dem häufigen Gepose der Akteure. (Erinnere da mal an Weisz mit der weißen Sonnenbrille vor dem Auto, 10 Sekunden Shot... why the hell?)

Die Musik ist eben Geschmacksache. Fand das diese dem Film genau die kitschige, klebrige Note verleiht, die MY BLUEBERRY NIGHTS eigentlich gar nicht besitzt.

Und Frau jones? Ja, die ging in Ordnung. Fand halt schon das man ihr stellenweise ansah, wo ihr Zenit liegt.

Anonym hat gesagt…

Okay, aber ist Film nicht immer auch etwas künstliches (ist ja Kunst)? Und dass das vorallem bei WKW zu erwarten war, war ja auch klar. Greifbar oder gar realitätsnah fand ich die Story auch nicht gerade - allein wenn Nat ins Spiel kommt ist die Realität endgültig vernichtet.

Aber ich denke, es verhält sich einfach wie bei einem Gemälde oder sonstiger Kunst - entweder man mag den Stil und kann damit etwa anfangen oder eben nicht? :-)

Bist Du eigentlich allgemein eher "WKW-Fan" oder das Gegenteil?

Lost in Imagination hat gesagt…

ich halte ihn für maßlos überschätzt. Ich liebe DAYS OF BEING WILD und den Kurzfilm THE HAND, aber ich konnte mit IN THE MOOD FOR LOVE und vor allem 2046 gar nichts anfangen. CHUNGKING EXPRESS fand ich wiederum passabel bis gut.

Rajko Burchardt hat gesagt…

Blaspehmie bis zum Abwinken.^^

Wie kann man denn Wong Kar-Wai nicht mögen? Was du schreibst, passt vielleicht auf Wim Wenders oder Ingmar Bergman, aber nicht auf den Regisseur des meisterwerks IN THE MOOD FOR LOVE.

(Vega, der schon seit Tagen auf seine DVD von HAPPY TOGETHER wartet)

;)