Official Selection Fantasy Filmfest 2007
Das bisher krasseste Kinoerlebnis auf dem diesjährigen FFF geht definitiv an EX DRUMMER. Selten so ein dreckiges, menschenverachtendes, depressives Stück Zelluloid gesehen. Ich möchte den Film hassen. Für seine trocken-zynische Art, für die widerlichen Szenen die das schmerzhafte Niveau von IRREVERSIBEL und MENSCHENFEIND erreichen, aber auch für die bodenlose Arroganz, diese Suppe aus Gewaltexzessen und asozialen Parolen oft einfach ohne Kontext stehen zu lassen. Aber ich komme nicht drum herum, ihn zu bewundern und sogar aufrichtig traurig zu finden. Vielleicht auch deshalb der Ausnahmefilm des Festivals.
Überhaupt wirkt das Alles oft wie eine explosive Mischung aus Gaspar Noé, Gregg Araki und Anders Thomas Jensen. Die Mischung aus vorzüglichem Zynismus und trostlosen Aufnahmen ist oftmals ein herber Schlag in die Magengrube. Wenn irgendwas noch mehr erschreckt, sind das nur die schrägen Charaktere, die am Existenzminimum leben (bzw. eher hausen). Dieser krasse Blick von Oben herab auf jene Menschen, genau wie der Hauptdarsteller diese Seinsphase durchlebt, bringt die eigentlichen Anliegen des Films natürlich äußerst gelungen ans Tageslicht: Hinter all dem Punkrock, dem Nebel, dem Blut und den rauen Sprüchen versteckt sich ein 1A Milieudrama, mit dem man so gar nicht gerechnet hätte.
EX DRUMMER lebt von seinen Verschiebungen innerhalb der Erzählung. Es sind die wechselnden Perspektiven, die den Film schließlich auch so besonders machen. Sitzen wir am Anfang noch vor einem dicken Schaufenster und blicken voller Staunen und Unbehagen auf diese überdrehte Welt der Sickos, verschieben sich die Parameter später. Wir sind mittendrin. Mittendrin im Alltag dieser verkorksten Existenzen und sehen dabei zu, wie jeder von ihnen für sich selbst immer wieder die Hürden des Alltags meistert. Dass dies meist noch erschreckender ist, als dass anfängliche Schreckensszenario im Stil eines Zoobesuchs, hätten die meisten Zuschauer wohl nicht gedacht.
Das Ende ist extrem, es ist laut und es ist böse. Wäre man so zynisch wie der Film, könnte man es als passendes Sahnehäubchen beschreiben, in dem die ganze vorherige Exposition explodiert und jeder bekommt was er verdient. Oder doch nicht? Wieder eine Frage der persönlichen Einstellung. Auch deshalb halte ich EX DRUMMER trotz einigen groben Schwierigkeiten, die ich mit dem Film zweifelsohne hatte, für ein kleines Juwel. Denn trotz dem Grotesken, der ganzen Abartigkeit, fühlen wir am Ende mit. Genau an der Stelle hat uns EX DRUMMER schließlich dort gepackt, wo wir es nie für möglich gehalten hätten.
-/10
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