Publicity ist Publicity. Das musste ich jüngst auch wieder in Bezug auf CAPTIVITY feststellen. Bevor der Film in die amerikanischen Kinos kam, sorgten ein paar „unmoralische“ Werbeplakate für Aufsehen. Der Qualität des Filmes nach zu urteilen, hat CAPTIVITY diese Presse auch bitter nötig.
Eigentlich kann man hier vom ersten richtigen SAW-SpinOff sprechen. Die Idee der Einkerkerung mit den damit verbundenen Aufgaben spinnt CAPTIVITY weiter und versucht darauf eine Art Studie zu ziehen. Das Ergebnis lautet wie folgt: Frauen in extremen Angstsituationen sind leichter zu vögeln als Frauen im Alltag. Verstößt das nur gegen meine persönliche Wahrnehmung oder ist dies einfach totaler Mumpitz? Natürlich will CAPTIVITY nicht als Lehrfilm gelten und zeichnet dieses Bild eher beiläufig im letzten Drittel. In erster Linie möchte CAPTIVITY schon als böser, ernstzunehmender Thriller gesehen werden. Das der Film ausgerechnet hierbei über sein absolut dämliches und unausgearbeitetes Drehbuch stolpert ist schon irgendwie verdächtig. Writer = Larry Cohen. Ja, wir sprechen hier von dem Larry Cohen. Der Mann hat unter anderem die Drehbücher für MANIAC COP, PHONE BOOTH & BODY SNATCHERS geschrieben. Mit dem erst genannten beweißt er eine gute Portion Selbstironie, mit letzterem ein Gespür für packende Geschichten mit gedanklichem Mehrwert. Von all dem ist aber hier, in Roland Joffés Film nichts zu sehen, geschweige denn zu spüren. Es ist abermals eine schleppend inszenierte Thrillerposse mit vermeidlich überraschender Wendung, die wohl jeder zweite Zuschauer anhand der schlecht ausgearbeiteten Figuren frühzeitig erahnen dürfte. Wie immer sind es langweilige Klischeebolzen wie die herumblödelnden Polizisten und der arroganten Partymaus, die einem hier das Leben schwer machen. Die vorzeitig angepriesene Szene im Sand-Glaskasten dient hierbei als Mittelpunkt der Erzählung. Sie stellt nicht nur den einzigen Spannungspunkt von CAPTIVITY dar, sondern wirkt auch als hätte man den gesamten Film um diese eine Idee gebaut.
Elisha Cuthbert ist einem hier natürlich noch am sympathischsten. (Wenn ihre Performance auch schon ein wenig an die Nervenbelastung aus 24 erinnert.) Nicht selten würde man am liebsten in das Bild langen um sie aus diesem faden Schlamassel zu befreien. Ein paar wenige Dinge darf man dann aber doch lobend erwähnen: Der rasche Einstieg ist sehr clever gelöst und sorgt dafür, das die ohnehin schon nicht wirklich spannende Story im Vorfeld nicht noch weiter unnötig leer läuft. Des Weiteren weiß die Werbeclip-Ästhetik zu sehr zu gefallen, wenn man denn darauf steht. Ich jeden Falls habe ein Fable für gut ausgeleuchtete Sets und eine hoch auflösende Kamera, welche zusammen für eine beinahe klinisch sterile Optik sorgen. Mehr gibt es CAPTIVITY aber leider nicht, für das es sich zu kämpfen lohnt. Der Film möchte grausam sein, ohne zu quälen. Er möchte clever sein, ohne auch nur eine Minute nachzudenken. Wie bereits bekannt wurde, existiert irgendwo da draußen ein Recut des Films, in dem er nachträglich ein paar kleine Goreszenen verpasst bekommen hat, und in dem Cuthbert und die Polizisten etwas mehr Screentime bekamen. Ich lehne mich jetzt einmal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass CAPTIVITY einfach ein verdammt miserabler Film bleibt. Mit oder ohne Blut.
2-3/10
3 Kommentare:
wo hast du den denn schon gesehen?
im umliegenden Ausland. War die Krönung eines wirklich tollen Wochenendes. :-)
achso ^^
der Film sieht auch nicht allzu toll aus finde ich, naja =/ Dein Post bestätigt es ja nur noch =)
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