Mittwoch, August 08, 2007

FFF: BUG


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Agnes White beginnt gerade einen Neuanfang. Sie hat sich von ihrem gewalttätigen Mann Jerry abgesetzt, wohnt nun in einem leicht runtergekommenen Hotel in der Pampa und arbeitet in einer Bar. Dies ist kein Luxusleben, aber dafür ist Agnes frei und kann sich langsam wieder aufrappeln. Wie schön, dass sie ausgerechnet jetzt auf den schüchternen, aber sympathischen Peter trifft. Nachdem beide eine unvergessliche Nacht miteinander verbracht haben, entschließt sich Agnes trotz einer gewissen Portion Skepsis dafür, Peter bei sich wohnen zu lassen und mit ihm zu leben. Agnes ahnt nicht, dass sie somit dem Tod die Haustüre geöffnet hat.

Wo Friedkin draufsteht, ist neuerdings auch wieder Friedkin drin. Wer also nach dem marketingtechnisch sehr clever angelegten Trailer glaub, in BUG ginge es tatsächlich um eine Käferplage mit CGI-animiertem Krabbelgefiech, liegt so was von falsch. Was Friedkin hier bietet ist weitaus mehr Horror als erwartet, härter als geahnt und substanziell mehr als erhofft. BUG ist Theater im großen Stil. Ein Paranoia-Kammerspiel das in der heutigen Filmlandschaft seines Gleichen sucht. Dabei verlässt man sich in BUG auf die grandiosen Hauptdarsteller, welche das Storygerüst mit Leichtigkeit tragen. Ashley Judd und Michael Shannon bieten sich ein heißes Gefecht aus Dialogen, Blicken und schizophrener Käferbissabwehrhaltung. Gerade Ashley Judd liefert in einer speziellen Szene eine oscarreife Performance ab.

BUG ist ein Psycho-Trip der besonders schmerzvollen Art. Hier treffen zwei gescheiterte Existenzen aufeinander, welche sich gegenseitig immer weiter in den Abgrund reißen. Das tut besonders weh, weil Agnes gerade an einem Punkt in ihrem Leben angekommen war, in dem sie sich hätte wieder fangen können. Doch weil sie sich Peter anvertraut und ihn an sich heran treten lässt, zieht dieser ihre arme Seele mit ins psychische Nirvana. Wiliam Friedkin baut diese Horrortour behutsam auf, spielt die anfangs noch eher verschiedenen Pole gegeneinander aus, bis sie schließlich zu einem einzigen verschmelzen und eine unausweichliche Fahrt durch die schrecklichsten Szenarien antreten. Natürlich steckt in dieser Geschichte auch ein Haufen Ironie: Die krankhafte Angst vor der totalen Überwachung hat schon so manchen Hysteriker um den Verstand gebracht. Hier sehen wir das Ganze zusätzlich in einer völlig überspitzten Situation. Der klassische dramaturgische Pfad einer solchen Geschichte.

Wie bereits gesagt: BUG ist feinstes, verstörendes und anstrengendes Paranoia-Kino im Bühnenformat. So einfach kann gutes Kino sein. Man nehme einen Raum, zwei gute Darsteller und eine recht simple Handlung. Fertig ist beängstigendes Psycho-Kino. Ein Regisseur kann hier beweißen was er wirklich kann, in dem er die Figuren gut ausbaut und passende Settings anlegt. Das macht Wiliam Friedkin sogar meisterlich. Fast kommt so etwas wie Nostalgie auf, wenn man ihn so souverän an seine alten Werke anknüpfen sieht.

9/10

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