Christian Bale – Ein Mann, ein Wort. Für mich ist Bale einer der talentiertesten Darsteller die das junge Hollywood derzeit zu bieten hat. Und doch sollte ich mit HARSH TIMES, auf den ich mich nach dem Trailer schon so lange gefreut habe, schließlich eine Bauchlandung hinlegen.
Es ist der klassische Kriegsheimkehrerstoff: Jim Davis (Christian Bale) hat lange Zeit an vorderster Front gedient und vermeidlichen Terroristen der Gar ausgemacht. Töten auf Befehl, für Davis kein Problem. Jedenfalls solange nicht, bis er vom „normalen“ Leben wieder eingeholt wird. Und genau hier setzt die Farce auch schon ein. Was der Film uns mitteilen will bzw. was er uns ans Herz legen möchte, verpoltert er schon nach wenigen Minuten auf so schrecklich dummdreiste Art und Weise das man am liebsten direkt abschalten würde. Schlafstörungen, soziale Behinderung, Verhaltensstörungen, Drogensucht. Die volle Palette an Standardklischees auf einem wackeligen Gabentisch.
Und so braust die Ghettosause direkt am Thema vorbei. Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen. Ein bisschen Dealergehabe hier, ein wenig Pimpgepose dort. Das alles unterhält nur sehr mühsam, zudem meistens noch durch unfreiwilligen Humor oder die dilettantischen Schauspielkünste von Freddy Rodriguez oder Eva Longoria. Auch Christian Bale wusste schon besser zu gefallen, wobei er immer noch das Highlight des Films darstellt. Seine psychische Gradwanderung miterleben zu dürfen, ist schließlich der einzige Grund nicht vorzeitig auszusteigen. Ansonsten zieht sich der schick fotografierte Film (große Ähnlichkeit zu HAVEN) wie Kaugummi, weil er immer wieder die gleichen nervigen Verhaltensmuster abklappert. Den Höhepunkt in Sachen Unglaubwürdigkeit erreicht HARSH TIMES schließlich in einer völlig deplatzierten Szene an einem See. Die beiden Ghetto-No-Brainer an Bales Seite werden auf einmal zu Moralaposteln der Güteklasse A und füttern den von innerer Zerrissenheit geplagten Kriegsveteran mit bedeutungsschwangeren Phrasen und sinnen über das Leben.
Herrschaftszeiten! Irgendwo ist dann aber auch einmal Schluss mit Lustig. Zumal HARSH TIMES sich selbst immer wieder als modernes Nachkriegsdrama anbiedert. Drehbuchautor David Ayer gibt hier klar den Takt vor und lässt zu keiner Zeit so etwas wie Selbstironie zu. Den häufigen Vergleich zum Film THE DEER HUNTER halte ich für ebenso unangebracht wie fatal. Behandeln beide auch ähnliche Themen, erreicht diese peinlich arrogante Nachkriegsfarce nie auch nur ansatzweise dessen Raffinesse. Und so ist HARSH TIMES einfach ein weiteres Werk aus der Abteilung „gut gemeint, trotzdem gnadenlos gescheitert“. Da kann man noch so viel in das Verhalten der Beteiligten hinein interpretieren – sie sind wie der gesamte Film einfach total unglaubwürdig.
3/10
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