Donnerstag, April 05, 2007

Kino: 300


Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Zack Snyder (DAWN OF THE DEAD Remake) stellt dies mit seinem neusten Film 300 wieder einmal unter Beweiß. Es ist nicht alles Gold was glänzt – hier ist es eher die nackte, eingeölte Haut von etwa 40 Sandalen-Kriegern. Dem restlichen Film fehlt es leider an diesem Glanz. Und zwar völlig.

Optisch kommt 300 erst einmal als das Eyecandy daher, welches im vornherein angekündigt wurde. Zwar ist dieses nicht revolutionär wie das Design der Verfilmung zu SIN CITY, weiß aber dank der perfekt ausgeleuchteten Werbeclip-Ästhetik zu gefallen. Was jedoch in Trailern und Kurzfilmen untergeht, ist die Tatsache dass diese geballte Ladung an künstlichen Effekten keine zwei Stunden zu faszinieren weiß. Schlimmer noch, der Zuschauer sieht sich daran nach kürzester Zeit satt und erschafft somit ein großen Transparent: Irgendwann sehen wir die tollen Landschaften und (teilweise sogar recht mies animierten) Viecher nicht mehr. Es ist als ob Gerard Butler und seine tollkühne Truppe ständig vor Plakaten und Illustrationen marschiert. Die Greenscreen-Effekte fügen sich nicht mehr ins Gesamtbild ein. Es ist zu viel - Zu viel von allem. Zu oft die gleiche Slow Motion, zu oft das digitale Blut. Synders Film wird abgespult, ohne irgendwelche Höhen und Tiefen zu besitzen. Es kommt nie soetwas wie Spannung auf, von handlungstechnischen Überraschungen ganz zu schweigen. 300 fühlt sich an, wie wenn man bei einem Playstationspiel cheatet: Die Kampftruppe zieht vor – Gegner kommt angerannt – wird abgemetzelt – Neuformation. Dieses Spiel wiederholt sich geschätzte 7-8 Mal, was dem Ganzen fehlt sind Ecken und Kanten. Es variieren höchstens die Outfits der Schergen und deren Kampfgebrüll.

Dieses bleibt zumindest in der spartanischen Legion immer das Gleiche. Und auch hier wiederholt Snyder unendliche Male das stumpfe Gebrüll und die immer wiederkehrenden Kampfesphrasen. Als wäre das nicht genug (wir haben schließlich recht schnell begriffen wie hart die Spartaner doch sind), beschert uns 300 auch noch einen Regen aus Off-Kommentaren, welche immer wieder erneut abspulen was zuvor auf der Leinwand passierte. So stellen sich neben der Abnutzung von Spezialeffekten auch Ermüdungserscheinungen ein. Es ist immer wieder der gleiche Trott, wenn auch durchaus ansehnlich gefilmt.

Und dabei wollte Zack Snyder doch nur eines: Arschgeile Unterhaltung, mit Titten, Sex und Gewalt. Lustig, weil gerade das „arschgeil“ voll ins Schwarze trifft. War Mel Gibson bisher immer Meister darin, seine verdrängten sexuellen Neigungen in Filmen zu kanalisieren, könnte Snyder ihn schon bald vom Thron schmeißen. Nur selten ergötze sich ein Film so sehr an all der nackten Haut. Die Kamera leckt geradezu über die verschmierten Sixpacks, fängt jede Pore der heroischen Körper ein und lässt sie nicht wieder los. Fast wirkt es so, als wolle Snyder mit der sagenumwobenen Schlacht seinen eigenen Kampf symbolisieren. Sozusagen das letzte Gefecht gegen einen Gottkönig in Form eines transsexuellen Rockstars. Dieser wird von Rodrigo Santoro wenigstens noch erstaunlich beängstigend in Szene gesetzt.

Und ob man es nun glaubt oder nicht: Dies ist nicht einmal ein Kritikpunkt, sondern durchaus legitim wenn der Regisseur dies für richtig hält. Das Scheitern von 300 manifestiert sich nämlich viel eher in seinem unausgegorenen filmischen Gleichgewicht. Zwei Stunden Effektgewitter, Phrasendrescherei und Kampf-Einheitsbrei schaffen es nur leidlich zu begeistern wenn der anfängliche Schwung an Euphorie verblasst ist. Danach wird es meist eher lang und weilig. 300 ist nicht spannend. Das gibt die dahinplätschernde Story auch nicht wirklich her. Er ist nicht ernst genug um Intensität zu waren, versteht es (bis auf ein paar kleine Momente) aber auch nicht seine Geschichte mit Selbstironie zu durchwandern. Am Ende haben Zack Snyder und Robert Rodriguez doch etwas gemeinsam: Beide ähneln einem Kleinkind, das mit allen Spielsachen im Raum spielen will und sie nach ein paar Minuten in die Ecke wirft. Nur hat mir dies bei letzterem weitaus mehr Spaß gemacht.

4/10

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Viele wahre Worte. Ich konnte dem Film allein aufgrund der visuellen Kraft einiges mehr abgewinnen. Inhaltlich ist dagegen wirklich nicht viel zu holen.