Natürlich stellt sich von Anfang an die Frage nach der Relevanz des Themas. Da gab es schon eine gute Hand voll Pseudo-Dokus die versuchten die Fast Food Industrie auflaufen zulassen, bekanntestes Beispiel dürfte Spurlock’s ernüchternde Selbstzweck-Studie SUPERSIZE ME sein. Und wenn man ehrlich ist: Auf viel höherem Niveau bewegt sich Linkslater’s FAST FOOD NATION auch nicht. Phrasen über Phrase und das am Besten lang und laut.
Es fängt schon damit an, dass Linkslater möglichst jeden Fall abdecken will: Er hätte gerne ein Einwanderungsdrama, einen kleinen Öko-Krimi, einen Fleischskandal, eine skurrile Selbstfindung und eine wilde Verschwörungsgeschichte. Doch nichts davon zündet. Alle Charaktere wirken wie klischeeüberladene Dönerspieße. Da gibt es den Abteilungsleiter der seine Mitarbeiterinnen sexuell belästigt, das Mädchen welches versucht aus der Einöde zu verschwinden und Astronautin zu werden, Der vom Gewissen geplagte Marketingchef welcher zwischen Fleisch und Familie steht (Achtung Gesellschaftskritik in 3, 2, 1…Jetzt), ein rechtschaffene Mexikanerin die für ihren Mann buchstäblich durch die Scheiße geht… diese Negativ-Aufzählungen könnte man noch stundenlang weiter führen, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Nicht selten wirkt es als ob ein Amateur am Werk ist, denn auch handwerklich mag FAST FOOD NATION so gar nicht munden. Da gibt es eine viel zu lange Einleitung sowie zig kleinere Drehbuchvergehen, welche die ohnehin schon geschundene Story erneut ausbremsen.
Der Film hat keinerlei Substanz. Er bildet genau genommen sogar nur einen Laufsteg für alle Promis die mal gerne auf die Kacke hauen würden. Da darf Freizeit-Umweltaktivistin Avril Lavigne (Vertreten durch vehementes Abnicken jeder Green Peace-Floskel) genauso wenig fehlen wie Kris Kristofferson, der uns abermals die böse böse Welt erklärt. Einzig und alleine jene Szene in der Ethan Hawke ein Familiengespräch führt wusste zu gefallen. Bezeichnend für den Film jedoch, dass genau diese Szene rein gar nichts mit dem Rest zu tun hat und letzten Endes sogar ins Leere läuft. Catalina Moreno full of Grace spielt natürlich wieder die rechtschaffene Ausländerin, welche von ihrer neuen Umwelt systematisch in den Abgrund gedrängt wird (Achtung Sozialkritik, nicht ausrutschen). Bei aller Liebe: Das alles ist ab einem gewissen Pegel nicht mehr auszuhalten. Ich weiß nicht was schlimmer ist!? Das Linkslater selbst keine Ahnung von dem hat was er da erzählt oder das er denkt wir hätten keinen Schimmer. Aber mit solchen Pseudoskandalen wie den hier gezeigten lockt man keinen mehr hinterm Ofen hervor.
FAST FOOD NATION ist ein mit Phrasen um sich schlagendes Monster, welches schließlich die Lust auf Fast Food nur steigert. Denn beim Ansehen wünscht man sich wenigstens die anfängliche Genusswelle des angeprangerten Mediums. Doch Fehlanzeige. Linkslater’s Film ist ein Supergau, unter anderem schrecklich belehrend und wichtigtuerisch. Es gibt kein Konzept, jeder darf mal irgendetwas umweltfreundliches in die Kamera nuscheln, das Wort „Handlungsstrang“ scheint für die gesamte Crew ein Fremdwort darzustellen, ihr Film ist schließlich ein einziger Flickenteppich bestehend aus unzähligen unsortierten Ideen. Wäre der Film eine Marketingcampagne von Mc Donalds – ich würde es glauben. Aber so was? Nee, geht gar nicht.
1-2/10
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