Donnerstag, September 07, 2006
Kino: TALLADEGA NIGHTS
Ich hätte nicht gedacht noch einmal einen Film zu sehen, in dem mich Will Farrell vollends überzeugt. TALLADEGA NIGHTS ist dieser Ausfall im örtlichen Koordinatensystem, an welchen ich gerade nach dem grässlichen Trailer nie und nimmer gedacht hätte. In erster Linie ist der Film natürlich eines: Sau komisch. Die zahlreichen Gags tragen den Film über die volle Laufzeit, er wirkt dabei aber nie platt oder überdosiert wie in den fäkalen Memoiren der Wayans-Brüder. Nein, die Ballade von Rennfahrer Ricky Bobby wirkt viel eher sympathisch und unverkrampft.
Man kann dem Film seine zynischen Hasstiraden auf den „american Way of Life“ natürlich absprechen und einfach eine wunderbar verrückte Freakshow genießen, mit allerhand konfusen Charakteren. Doch das wird dem Film nicht gerecht, steckt die Stärke des Films doch gerade in der Doppeldeutigkeit der Worte. Regisseur Adam McKay ist ein kleines Genie. Er macht einen Schwulenwitz, dessen Pointe auf die Intoleranz Amerikas in vielen Hinsichten zielt, nicht etwa auf die Randgruppen. Diese sind nur Vehikel um die zugegeben teilweise recht krassen Verarschungen zu transportieren. Und das wirkt so dermaßen gut, das selbst der skeptischste Geist sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr halten kann. Die Figuren sind einfach göttlich – Vom cora-schuhmacher-artigen Boxenluder bis hin zum französischen Formel 1 Star ist jedes Extrem vertreten.
Aber auch als Läuterungspfad ist TALLADEGA NIGHT hübsch anzusehen. Es ist die klassische Geschichte vom Rennfahrer, der es gewohnt ist zu gewinnen, in allen Lagen des Lebens. Doch wie das nun einmal so ist, muss man auch verlieren können. Und so kollidiert Ricky Bobby irgendwann mit seinem eigenen Ego, welches auf der Erfolgsschiene weder nach Links noch nach Rechts schaut. Zusammenhalt und Ideale sind doch viel wichtiger als ein Sieg. Und nur wer mal verloren hat, weiß den ersten Platz auch wieder zu schätzen. Ein bisschen Ricky Bobby ist eben in uns allen. Da sich die arttypische Parabel immer wieder aus Klischees stielt, wenn der Zuschauer gerade die Hände über dem Kopf zusammenschlagen will, nimmt man die einfach gehaltene Geschichte gerne an. Alles in allem würde ich sagen, dass dieses Jahr wohl keine Komödie an diesem Lachmassiv vorbei kommt. Was auf den ersten Blick ausschaut wie der immer wieder kehrende Comedyquark aus den Staaten, entpuppt sich hier als absoluter Allarounder mit Witz, Charme und sogar Herz. Bleibt nur noch eines zu sagen: Shake and bake Baby, shake and bake. 9/10
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