Freitag, August 25, 2006

Kino: MIAMI VICE


Die vielen verschiedenen Meinungen zu Michael Manns neuem Film ließen wahrlich Platz für Spekulationen. Und so freute ich mich mehr oder weniger auf eine schick aufgelegte Trashplatte, inmitten des nächtlichen Miamis. What you deserve is what you get. Deswegen wurde ich in Bezug auf meine Traumvorstellung eines Vice-Klons auch eher enttäuscht, was nätürlich nicht ausschließt das mir der Film am Ende sehr wohl zusgte. Nicht weil MIAMI VICE der straighteste Shooter, der härteste Copthriller oder die lustigste Serienpersiflage der letzten Jahre verkörpert(ich meine ein stückweit sind sie alle vertreten) Michael Mann hat hier schon etwas Einzigartiges geschaffen. Sein neuster Film gehört für mich zu den skurrilsten Seherlebnissen meiner bisherigen filmischen Laufbahn.

Dabei bleibt MIAMI VICE alles andere als ein perfekter Film. Hier und da gibt es Knackpunke die sich der Film vorwerfen lassen muss: Er ist vielleicht einen Tick zu lang, besitzt die ein oder andere fragliche Szene in der die Dialoge extra platt daher kommen oder ungewohnt schwülstig. Nichts desto trotz, ich mochte ihn. Sehr sogar. Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr steigt er in meiner Gunst. Nicht nur das Michael Mann den Kern der Serie aufgreift, ihn neu modelliert, ihn schleift, bis er sich schließlich ins Bild der heutigen Welt einfügt, Nein er schafft seine eigene Bühnenshow. Von den damaligen Klischees sind nur wenige übrig geblieben. Kein Krokodil, keine umgekrempelten Leinensakkos mehr. Unsere zwei „Helden“ leben im durchgestylten, eiskalten Nachtleben Miamis. Die Zeit der kleinen Fische ist vorüber: Die Ganoven dealen in keinem Hinterhof sonder agieren weltweit. Der Zuschauer hat nicht mehr das Gefühl stets in Sicherheit zu sein, sonder wird durch das außerordentliche Kameraspiel in den Film gezogen. Alles wirkt hyperrealistisch und authentisch, die Bedrohung ist um ein vielfaches spürbarer als noch in den sonnigen Zeiten von damals, als Sex und Fun dominierten. Wir sind live dabei, klinken an einem beliebigen Punkt im Leben der beiden Cops ein, werden genauso aber auch am Ende einfach wieder fallengelassen.

Das größte an MIAMI VICE ist aber dabei zuzusehen, wie Mann die Stimmungen abermals umreißt. Eben noch fiebern wir einer wilden, schmutzigen Schießerei nach, schon stehen wir auf einem Hochhaus und bekommen das Lichtermeer des Molochs geboten. Wie eine Achterbahnfahrt mit ihren Höhen und Tiefen sausen wir durch die Kulissen, werden ausgebremst und kontrolliert, ganz nach Mann’s Belieben. Er kommt uns zu Beginn mit Szenen in denen es hölzerne Dialoge zwischen den Protagonisten hagelt, als wüsste er welchen Esprit er später damit freisetzt. Nicht nur das er spätestens mit der Sexszenen zwischen Colin Farrel und Gong Li die Ernsthaftigkeit zurück gewinnt, die er am Anfang doch mit jeder Menge Selbstironie dahin ziehen lässt, er schafft es am Ende sogar den Zuschauer emotional zu involvieren: Da steht der weinende Gewinner, den Pokal in der einen Hand, sein gebrochenes Herz in der anderen.

Was bleibt von MIAMI VICE? Überraschend viel. Sowohl Colin Farrell (Sonny Crockett), als auch Jamie Foxx (Ricardo Tubbs) wissen zu gefallen. Wenn ich ehrlich bin fällt mir jetzt auch keiner ein, der es hätte besser machen können. Die Kamera von Dion Bebee ist meisterlich. Und das sage ich, obwohl mir COLLATERAL immer noch fremd ist. Durch sie entsteht eine wunderschöne, staubige Atmosphäre, die immer so nah am Gezeigten ist das wir den Dreck schmecken können. Die Shootouts sind atemberaubend. Ich muss zugeben, dass sie sogar die besten waren, die ich bisher im Kino sah. Was bleibt noch? Die tränenden Augen der Gong Li. Der Soundtrack. Die Nostalgie der Gegenwart. Ich habe gar keine Lust den Film zu großartig zu bewerten. MIAMI VICE ist einfach eines: Ganz großes Kino. Da verzeihe ich so manche Schwachstelle die man dem Film sicherlich nicht absprechen kann. ?/10

6 Kommentare:

Lost in Imagination hat gesagt…

da danke ich doch wirklich sehr!

Auch dafür das dein BLOG mich auf FEAST aufmerksam gemacht hat. Cover sieht ja wirklich nett aus, hoffe du wirst gleich mal was dazu schreiben wenn er bei dir eintrifft.

Gruß!

Rajko Burchardt hat gesagt…

Puh. Muss das Review erstmal verdauen... ;-)

Rajko Burchardt hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Lost in Imagination hat gesagt…

@vincent

ach komm, immerhin sage ich das du mit deinen Anschldigungen recht hast. Nur setze ich den Fokus anders. Schau doch mal bei Filmforen vorbei, und husch in Scarletfans Tagebuch. Sein Beitrag bringt es auf den Punkt.

@blade

Super!

Anonym hat gesagt…

toll geschriebenes Review und schön dass wir mal der gleichen Meinung sind ;)

Lost in Imagination hat gesagt…

na, das finde ich aber auch. Bei SILENT HILL gab es ja eher rauchende Köpfe ;-)