Montag, Juli 31, 2006

Kino: ISOLATION


Britannien bildet immer mehr ein echtes Massiv wenn es um gute Horrorfilme geht. ISOLATION reiht sich in diese Riege ein, zeigt uns ein erfrischend anderes Thema. Wir machen einen Ausflug auf eine Kuhfarm mitten im Nirgendwo der britischen Provinz. Dort finden merkwürdige Ereignisse statt: Dank Genmanipulation sollen Kälber geboren werden, welche schneller heranwachsen und somit auch schneller selbst wieder kalben können. Dumm nur das diese Eingriffe ins Handwerk von Mutter Natur einen Nebeneffekt mitbringen. Die Kälber tragen bereits Nachkommen in sich, welche eher an kleine Killermaschinen erinnern als an Milchspender. Nun heißt es beten und Maßnahmen treffen, bevor die kleinen Teufel sich abseits des Kuhstalls vermehren.

Die Festivalbeschreibung trifft den Nagel mal wieder auf den Kopf: Es handelt sich bei ISOLATION um eine wilde Mischung aus MAD COW DECEASE und Ridley Scott's ALIENS. Billy O'Brien versteht es die Genremischung mit beängstigenden Bildern und gutem Einsatz von Schockeffekten zu würzen. Auf traditionelle Weise bedient er sich ein wenig bei Filmen wie dem angesprochenen ALIENS oder John Carpenter's THE THING, ohne je als Ersatzteillager zu fungieren. Von der ersten Minute an wächst die Atmosphäre durch Einsatz von Wackelbildern, sehr ausgewogenem Score und aufgetischten Storyfragmenten. Für schwache Nerven ist O'Brians Film wahrlich nichts, denkt man nur an die doch recht explizite Sezierungsszene zurück.

Recht überzeugend und unaufdringlich fällt auch die Gesellschaftskritik aus. In einer Zeit in der alles höher, weiter und schneller sein muss wirkt der Seitenhieb auf genetische Eingriffe sehr angebracht, zumal die Briten seit dem großen BSE-Skandal solch Themen gerne mal unter den Tisch kehren. O'Brians Film wirkt sehr realistisch, die Bedrohung stets greifbar. Deswegen kann man die Geschichte auch eher schlecht als reine Fiktion bezeichnen, selbst wenn sie natürlich auch daraus besteht. Was ISOLATION am Ende vielleicht etwas fehlt, ist nicht etwa Konsequenz, sondern vielmehr etwas Unerwartetes. So gut die Geschichte auch wirkt, bleibt sie mit Ausnahme einiger Ereignisse doch recht vorhersehbar. Ansonsten hat ISOLATION alles was ein guter Horrorfilm braucht: Blut, Dunkle Ecken, angsteinflößende Fiecher und gezielte Schockmomente. Dank Lions Gate wird der Film vielleicht sogar den Weg in unsere Kinos schaffen. 8/10

Freitag, Juli 28, 2006

Kino: SEVERANCE


Betriebsausflüge enden meistens dort wo man es nie für möglich gehalten hätte. Und so landen die Mitarbeiter eines Waffenkonzerns am Ende auch nicht im idyllischen Waldanwesen um ein Gruppenseminar durchzuführen, sondern schlagen sich im osteuropäischen Dickicht mit verkorksten Ex-Söldnern herum. Christopher Smith, der schon mit CREEP einen durchaus netten Genreeinstieg geschmissen hat, bietet uns hier eine gelungene Mischung aus britischem Humor in bester THE OFFICE-Manier und vermischt diesen mit einem beliebigen aber effektiven Auszug aus dem Backwoodslasher.

Was die Mischung angeht, wären wir auch schon beim größten Problem. Einen verschmelzenden Mix wie SHAUN OF THE DEAD konnte Smith leider nicht kreieren. Dafür fehlt in SEVERANCE einfach die Substanz der Horrorelemente. Sie wirken stets eher eingeschoben als Teil des Ganzen, lassen eine düstere Atmosphäre nur selten zu. Es ist zum einen der teilweise erstaunlich subtile Humor der mit dem Zuschauer sympathisiert, zum anderen sind es die verrückten Charaktere. Auch wenn diese eher einem Abziehbildchen gleich kommen, wirkt ihr Rezept. Wieso auch nicht? Smith plädiert hier eindeutig für den Funfaktor. Ein weiteres Manko stellt die typische Plotausrichtung dar. Smith präsentiert uns einmal das Klischee als Running Gag (Der Schwarze sagt natürlich auch hier: „I’m back in a second“), einmal aber wieder als unironische Stolperfalle, welche uns eher die Stirn runzeln lassen. Schade, denn auf diesem Sektor wäre eindeutig mehr drin gewesen. Was ich jedoch nicht ausschließen kann und will, ist die Tatsache, dass ich viele Anleihen und Anspielungen gar nicht erst bemerkt habe.

Dennoch gibt es über SEVERANCE auch durchaus einiges positives zu vermelden. Wie bereits gesagt, der Film macht einfach höllisch Spaß. Bis auf ein paar kleinere Hänger ist der Film lückenlos inszeniert und ist im Flug auch wieder vorbei. Die gut zweiundneunzig Minuten fühlen sich nicht länger an als eine gute Stunde. Genial ist auch der Soundtrack eingesetzt: Vor uns wird geschnetzelt und gehackt, macht man jedoch die Augen zu, findet man sich in einem Kinderfilm wieder. Das ist wieder ein Ansatz der auf die Entstehung von SEVERANCE hindeutet. Christopher Smith’s Prämisse für den Film war unsere heutige TV-Landschaft. Man schaltet den Fernseher ein, ist innerhalb von 10 Sekunden vom Softporno über den Vietnamkrieg zu einem Gruselfilmchen gelangt. In gewisser Weise hat Smith mit SEVERANCE dieses Ziel also erreicht. Teilweise verbindet der Film tatsächlich so viele Elemente das man aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus kommt.

Wer also vor dem schrägen, britischen Humor nicht zurück schreckt und diesen in Verbindung mit ein paar ziemlich blutigen Szenen (Mein Liebling: Wie bekomme ich das jetzt in den Kühlschrank) erleben möchte, ist bei SEVERANCE an der richtigen Adresse. Smith’s zweiter Film kommt optisch hochkarätig daher & weiß mit sympathischen Comedycharakteren zu gefallen. Besonders toll war vor allem Laura Harris (FACULTY, THE CALLING), welche genaustens meinen Nerv traf, wenn es um das Balancieren zwischen Humor und Ernsthaftigkeit ging. Vielleicht nicht ganz so konsequent umgesetzt wie SHAUN OF THE DEAD, aber ein Großteil dessen Fans wird auch mit SEVERANCE etwas anfangen können. Ein wunderbarer Mix aus britischer Abendunterhaltung und Backwoodslasher-Verarsche, mit wahnsinnig tollen Ideen was den schwarzen Humor angeht. 7/10

Dienstag, Juli 25, 2006

DVD: BE.ANGELED



Ein Tag und eine Nacht auf der Loveparade. So die Ausgangsposition von BE.ANGELED. Wir begleiten verschiedene Menschen bei ihrem Technotrip, sehen wie jeder einzelne dieses Event wahrnimmt. Roman Kuhn’s Episoden-Doku besticht sicherlich vor allem durch sein optisches Design. Die Bilder sind einfach dermaßen Ästhetisch das man sich ihnen hingeben muss. Im Interwall werden dazu immer wieder die Clubburner der damaligen Zeit in die Menge geblasen, irgendwie ist man schon fast mitten drin.

Mein liebster Vorzug von BE.ANGELED ist nämlich das er es schafft, die Atmosphäre dieses gigantischen Festivals zu transportieren. Die tolle Stimmung ebenso wie die Abgründe welche sich des Öfteren auftun. Sicherlich bleibt der Film nicht mackenfrei: Der Cast bietet eine Spannweite von „Hui“ bis „Pfui“, einige Schauspieler begeistern, andere wirken wie die Leihengruppe einer beliebigen Kleinstadt. Das ist schade, schließlich ergeben sich neben den wirklich hervorragenden Szenen so auch einige unfreiwillige Lacher.

Dennoch, BE.ANGELED ist ein schöner kleiner Episoden Film, vermischt mit „Comming-Off-Age“, vermischt mit dokumentarischen Elementen und viel Witz. Mochte den Film auf Anhieb, selbst wenn ich ihm ein paar Schwächen nicht absprechen kann. 8/10

Donnerstag, Juli 20, 2006

CINEMATIC GUIDE - August 2006

BORN TO FIGHT
Die übliche Ladung Supertrash aus Thailand, diesmal ohne Tony Jaa. Wer auf Überdosierungen in nahezu jedem Sachverhalt steht, sollte diesen Film unbedingt sehen. 03.08.06

DAVE CHAPPELLE’S BLOCK PARTY
Alleine die Aufschrift “Gondry inside” sollte Grund genug für einen Kinobesuch sein. Wem das nicht langt, sollte sich mal die Actliste ansehen. 03.08.06

VOLVER
Trotz eher mäßigen Kritiken sollte man dem neuen Almodovar wenigstens eine Chance geben. Feststeht schon einmal: Penelopé Cruz soll nie besser gespielt haben. 03.08.06

GARFIELD 2
Nummero Uno war schon reichlich überflüssig. Aber Teil 2 muss diesen ja selbst in Sachen Einfallslosigkeit noch unterbieten. Mein Tipp: Weit, weit weg damit. 03.08.06

SUPERMAN RETURNS
Also ich brauche den Film nicht. Abgesehen davon das Superman für mich immer der mit Abstand langweiligste und uninteressanteste Superheld war, muss ich mir diese Grütze nicht auch noch in Kombination mit Brian Singer geben. Dieses polemische Klagen und Jammern für Randgruppen jeder Art geht mir tierisch auf die Nerven – Der Trailer lässt den Eindruck weiter bestehen. 17.08.06

DER FREIE WILLE
Gut, außer der angeblich so beeindruckenden Performance von Jürgen Vogel interessiert mich der Film auch nicht wirklich. Bei filmischem Mangel ziehe ich ihn aber gerne in Erwägung. 24.08.06

MIAMI VICE
Verspricht nach dem Trailer schon jetzt das Comedy-Highlight des Jahres zu werden, sollte sich der Film mit seinen weißen Lederslippern und den Schulterpolstern tatsächlich so ernst nehmen wie befürchtet. Sei es drum, ich bin dabei. Denn wenigstens optisch dürfte Michael Mann wieder etwas bieten. 24.08.06

ADAMS APFEL
Eine sehr kleine dänische Produktion die häufig mit OLD MEN IN NEW CARS oder den DÄNISCHEN DELIKATESSEN verglichen wird. Sieht optisch ein wenig ausgereifter aus, von daher sicherlich eine gelungene Abwechslung zum sonstigen Kinomob. 31.08.06

DEAD OR ALIVE
Ja, sieht trashig aus. Ja, wirkt total gaga. ABER MEINE GÜTE, DER MACHT BESTIMMT RICHTIG SPAß! Verspreche mit hier ein Highlight der leichten Unterhaltung. Und sobald Frauen und Samuraischwerter mit von der Partie sind, gibt es für mich natürlich keine Kompromisse. 31.08.06

LADY IN THE WATER
Der neue Shyamalan steht unter keinem guten Stern. Die Kritiker hassen seinen neuen Film und bezeichnen ihn schon jetzt als Tiefpunkt seiner Karriere. Werde mir trotzdem eine Meinung bilden, schon alleine weil THE VILLAGE ebenso kritisiert wurde. 31.08.06

Mittwoch, Juli 19, 2006

Info: Mein FFF-Programm 2006


Nun ist es bald endlich wieder so weit. Das Fantasy Filmfestival öffnet in Deutschlands Großstädten seine Pforten. Erste Blicke auf das Programm ließen mich schon ein wenig stützen: Kein PANS'S LABYRINTH, kein SOUTHLAND TALES, kein THE FONTAIN (war aber klar). Aber so ist das ja jedes Jahr. Man muss sich einfach ein paar herauspicken und hoffen, das man von den Supergurken verschont bleibt. Denke das ich eine ganz gute Wahl getroffen habe.

OPENING NIGHT:
SEVERANCE - 26.07. / 20:00h

CENTERPIECE:
RENAISSANCE - 29.07. / 19:15h

CLOSING NIGHT:
SCIENCE OF SLEEP - 02.08. / 21:30h

FOCUS ASIA:
STRANGE CIRCUS - 02.08. / 17:00h
Diese Kategorie kann man dieses Jahr eigentlich in die Tonne klopfen. Nahezu jeder Film ist schon vor Urzeiten auf DVD erschienen, außerdem herrscht hier striktes Mittelmaß in allem Belangen. Hoffe mein Auserwählter weicht von Schema ab.

FRESH BLOOD:
BRICK - 02.08. / 19.15h
ISOLATION - 29.07. / 21:30h

MIDNIGHT MADNESS:
HATCHET - 01.08. / 15:00h
MEATBALL MACHINE - 01.08. / 21:30h

OFFICIAL SELECTION:
13 (TZAMETI) - 28.07. / 17:00h
BEHIND THE MASK - 28.07. / 21:30h
FINAL FANTASY VII : ADVENT CHILDREN - 31.07. / 19:15h
H6, DIARY OF A SERIAL KILLER - 29.07. / 23:45h
THE NIGHT LISTENER - 01.08. / 19:15h
A SCANNER DARKLY - 30.07. / 21:30h

WACKELKANDITATEN:
STORM
THE WOODS

MY FESTIVALS MOST-WANTED:

1. ISOLATION

2. BRICK

3. STRANGE CIRCUS

Donnerstag, Juli 13, 2006

Fun: THE PRESTIGE - Clip

Was freue ich mich auf diesen Film!
Hier gibt es schon einen ersten Eindruck,
welcher meine Erwartungen noch weiter steigen lässt.

SCARLETT!
HUGH!
BALE!

N-O-L-A-N !!!

Kino: FINAL FANTASY VII - ADVENT CHILDREN


Zur Auffrischung:

Official Selection Fantasy Film Festival 2006

Im November des Jahres 1997 war es endlich soweit. Auf der Playstation erschien der siebte Teil der Rollenspielreihe „Final Fantasy“. Eine Revolution: Die edlen Rendergrafiken und die Polygoncharaktere waren die Wucht. Zusammen mit der unheimlichen Storytiefe, den fantastischen Welten und dem beeindruckenden Soundtrack wurde hier ein echtes RPG-Nonplusultra geboren. Der siebte Teil brach in Japan und dem Rest der Welt erst einmal sämtliche Rekorde, und so ist dieses wunderbare Spiel nicht nur bis heute unvergessen, sondern auch vielleicht immer noch eines der besten Rollenspiele die es je gab.

Warum sich also nicht mal an einem Film versuchen? Das erste Projekt, „Final Fantasy : The Spirits within“ zeigte uns gleich einmal wie es nicht klappt. Zwar trägt der Film den mächtigen Titel der Reihe, hat aber rein gar nichts damit zu tun. Fans überall auf der Welt waren sehr enttäuscht, und so floppte der Film trotz der schönen Optik. Dann schließlich, nahm man sich vor es erneut zu versuchen. Diesmal jedoch mit gänzlich anderen Prämissen: Es sollte ein Fanwerk werden. Also schnappte man sich den legendären siebten Teil und bastelte eine Fortsetzung der Ereignisse, in Form eines Animierten Films.

2 Jahre sind vergangen seit Cloud und seine Freunde Sephiroth und Jenova besiegten. Die Welt hat ein gewisses Gleichgewicht wieder erlangt. Unsere Helden haben sich wieder getrennt, haben aber dennoch noch einen gewissen Knotakt. Schließlich hat man zusammen den Planeten gerettet. Doch es ist schon wieder Gefahr im Anflug. Die Kinder von Midgar und dem Rest des Planeten sind mit einem unbekannten Virus infiziert. Außerdem ist ein mysteriöses Trio aufgetaucht und hat sich es zur Aufgabe gemacht den Planteten zu „säubern“. Ein letztes Mal muss Cloud zu seinem Schwert greifen und mit all seinen Gefährten in den Kampf ziehen.

Der Charakterdesigner vieler FF-Titel, Tetsuya Nomura hat hier in meinen Augen wirklich etwas Großes vollbracht. Es ist ein direkter Nachfolger des Spiels geworden, welcher konsequent seine Geschichte erzählt. Für Nichtkenner des Spiels ist der Ofen also recht schnell aus. Zwar gibt es eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem siebten Teil, doch sind diese eher uninformativ. „Lifestream“, „Jenova“, „Wutai“ …“Makoenergie“ ? Der Unwissende hat sicherlich schon nach 10 Minuten die Schnauze voll, da er nur Bahnhof versteht. Und selbst der Geist der gegenwärtigen Story bleibt wohl eher verdeckt. Man braucht einfach das Spiel als Einleitung in diese aufgezeigte Welt um einen Zugang zu finden. Was sich nun wie ein Kritikpunkt anhört, ist für mich aber wiederum eher einer dieser Fakten, die ich an den „Advent Children“ so liebe. Hier wird konsequent ein Ding durch gezogen, jeder muss selbst schauen wie er mit kommt. Wir sprechen hier also wirklich von einer liebevollen Hommage an die Fans. Und das ist der Punkt: Wer wiederum das Spiel kennt, wird sich schon bei der Eröffnungsszene erneut in dieses Universum zu verlieben und eine Gänsehaut bekommen. Egal ob die alt bekannten Charaktere, die Schauplätze die uns sagen „Da war doch was“, oder die unzähligen Insider, Zitate und Anspielungen der bisherigen Final Fantasy Epochen.

Optisch ist „Advent Children“ natürlich ein Eyecandy geworden. Hierbei sind die tolle, detailreiche Umgebung und die Schauplätze genau so gelungen wie die bombastischen Actionszenen, die wie der Endkampf schon mal an die 15 Minuten dauern darf. Es wird einiges geboten. Die Kampfszenen sind sehr rasant und beinhalten auch des Öfteren nette Versatzstücke des Spiels. Man sieht zum Beispiel ein ganze Reihe von Limit Breaks: Cloud setzt seinen „Blade Beam“, „Clime Hazard“, in einer ganz wunderbaren Szene sogar seinen „Finishing Touch“ ein. Von Barett gibt es den „Big Shot“ zu bewundern, von Yuffie beispielsweise den „Greased Lightning“. Wie man sieht gibt es also einiges zu entdecken. Unter den Schauplätzen sind daher auch der Verbotene Wald und das zerfallene Shin-Ra Imperium. Spätestens aber wenn im Film ein Handy klingelt und der Klingelton die VICTORY-HYMN trällert, kann sich ein wahrer FF-Fan nicht mehr halten. Das Kind im Manne sitzt ja sowieso schon sabbernd vor dem Bildschirm.

Der wohl größte Vorzug an „Advent Children“ ist der grandiose Soundtrack. Die einzelnen Stücke kommen meist vom siebten Teil. Manch andere, z.B. die Kampftitel wurden extra für den Film komponiert, oder werden wie der Tempelscore aus FF-X einfach adaptiert. Raus gekommen ist schließlich eine Wunderbare Mischung aus melancholischer bis Tragischer Pianomusik und schnelleren, härteren Werken.

Für mich gab es nur ein Manko: Die Schnitte. Zu Beginn des Films sind es viel zu viele und diese sind auch noch viel zu schnell. Dies macht manche Szenen dann noch hektischer, als sie ohnehin schon sind. Am Ende wiederum sind manche Schnitte zu grob. Sie trennen manche Abschnitte unnötig hart von einander. Hier merkt man dann doch das es sich nicht um Hollywood handelt, sondern um Asien und das nicht Clint Eastwood auf dem Regiestuhl saß, sondern eher VideoClip-Macher. Abgesehen davon sollte die Handlung in „Advent Children“ ein Scheidepunkt darstellen. Sie ist eben sehr speziell. Was manche als uninspiriert und einfallslos abtun, ist dem konsequenten Gang des Films gegenüber nur logisch. Eines sollte einem klar sein: „Final Fantasy VII : Advent Children“ hält keine atemberaubenden und gedanklich genialen Plottwists bereit. Die bereits bekannte Geschichte aus FFVII wird einfach weiter erzählt, nicht mehr und nicht weniger. Es gibt neue Charaktere, keine gänzlich neue Handlung. Daher ist es nicht schwer zu erraten auf was der Film hinaus will. So geht es in Advent Children auch wieder um Zusammenhalt, Schuld und Sühne, Ängste, Hoffnung…und letzten Endes Moral und Vergebung. Und genau so sollte es sein. Eine epische Geschichte, wie man es von Final Fantasy gewohnt ist.

Meine letzten Worte möchte ich an die Macher richten:

Ich danke euch. Ich danke euch dafür, dass man sich traute den direkten Weg in den Final Fantasy Cosmos zu wählen. Dafür, dass man ein letztes Mal mit Cloud, Tifa, Vincent und Co. auf Reisen gehen, sich mit ihnen durch wilde Schlachten kämpfen und diesen wunderbaren Planeten erneut besuchen durfte. Letzten Endes verhält es sich mit Advent Children wie mit einem Klassentreffen. Man freut sich so sehr darauf, die altbekannten Charaktere wieder zusehen und ist am Ende fast schon ein wenig traurig wenn der Abschied näher rückt. Ich danke euch für diesen wunderschönen Trip. Ich danke ich euch von Herzen.

Mit „Final Fantasy VII : Advent Children“ erhält der treue FF-Freak endlich, auf was er so lange warten musste. Ein filmgewordenes FF-Spiel. Dabei zieht man wirklich jedes Register um zu Gefallen: Umwerfende Animationen, eine coole Optik, ein genialer Soundtrack und beeindruckende CGI-Schlachten. Die Schwerkraft wird außer Kraft gesetzt, es wird geklotzt und nicht gekleckert. Mal ehrlich, wer will das denn hier schon? Für Fans ist dieses Epische Spektakel ein absolutes Muss. Zuschauer die mit dem Final Fantasy Universum nicht vertraut sind, sollten den Film jedoch mit Vorsicht genießen. Oder sich eben das Spiel besorgen, auch wenn dieses mittlerweile Rekordpreise auf Spiel-Börsen erreicht…10/10

Montag, Juli 10, 2006

DVD: THE DEVIL'S REJECTS


Rob Zombie ist der lebende Beweiß. Der Beweiß dafür, dass man einen Regisseur nie und nimmer nach nur einem Film abhaken sollte. Seine Austattungsorgie HOUSE OF THE 1.000 CORPSES war für mich eher ein Desaster als das ich daran auch nur irgendetwas Positives hätte finden können. Er nahm sich eine skurrile Familie und steckte sie in den wohl abgefahrensten Trödelladen seit NEEDFUL THINGS. Somit war das Thema Rob Zombie für mich gegessen. Nun, knappe 2 Jahre später schiebt er sein neustes Werk nach. Ein Film, der mich die Schmerzen des Vorgängers vergessen ließ. Ein Film der mir sagt: Rob you’re a fuckin’ genius!!!

THE DEVIL'S REJECTS knüpft eigentlich nahtlos an HOUSE OF THE 1.000 CORPSES an. Zu Beginn sehen wir wie die Farm der verrückten Hillbillies von der Polizei umstellt wird. Man muss wohl oder übel flüchten. Otis und Baby schaffen es grade noch rechtzeitig, Mother Firefly jedoch wird geschnappt. Wehrend die beiden Flüchtlinge sich ihren blutigen Weg durch die Südstaaten bahnen und Captain Spaulding aufsuchen, haucht Mother Firefly unter der Folter des besessenen Sheriffs Wydell ihre letzten Atemzüge aus. Dieser verlor durch die Freakbande nämlich seinen großen Bruder, sein Idol. Seit dem wird er nur noch von einem Wunsch getrieben: Diese Familie soll die Schmerzen von jedem einzelnen ihrer Opfer erleiden. Und dies durch seine Hand.

Mit dem Regidebüt des liebenswert verrückten Rockers hat THE DEVIL'S REJECTS nur wenig gemeinsam. In erster Linie ist es die Liebe zur Musik und eben die Figuren. Waren diese im ersten Film noch Abziehbildchen des Horrorgenres, so entwickeln sie sich hier zu vielschichtigen Charakteren. Wir, die Zuschauer durchleben mit ihnen eine wahre Achterbahnfahrt. Grade waren sie noch die Furcht einflößenden Psychopathen die in irgendeinem Hinterland Amerikas Leute abschlachteten, im nächsten Moment stellt sich uns schon die Frage, was mit diesen armen Seelen bloß passiert sein muss, dass sie jetzt das sind was sie sind. Das ist ein ganz entscheidender Punkt, wieso Rob Zombie’s Sequel so dermaßen gelungen ist. Die Charakteristische Gradwanderung bringt unsere Intuition völlig durcheinander: wir hassen sie, wir haben Mitleid, wir finden sie teilweise sau komisch. Im Konflikt mit unserer eigenen Moralvorstellung sind wir darüber erschrocken, dass wir diese abartigen Wesen doch nicht so verachten wie es vielleicht „richtig“ wäre, stattdessen evtl. sogar Sympathie empfinden.

Mit Sheriff Wydell verhält es sich nicht anders. Mögen seine Beweggründe auch noch so edel klingen, bleibt er am Ende doch eindeutig ein krankes Arschloch dessen sadistische Phantasien nicht weniger angst einflößend wirken wie die der Familie Firefly. Gut und Böse haben längst nicht mehr den Stellenwert, den sie noch in Zeiten eines LAST HOUSE ON THE LEFT hatten.

In jeder Hinsicht führt Rob Zombie das (die) Genre weiter und glänzt nicht nur durch die gute Inszenierung eines mittelmäßigen Stoffes wie es ein Neil Marshall tut. Zudem ist THE DEVIL'S REJECTS genreübergreifend, vereint eine Unzahl dieser in sich. Zum einen ist es ein straighter Slasher im Roadmovie-Gewand, zum anderen fast schon wieder ein Charakterdrama mit Einschüben von rabenschwarzem Humor, das fast schon teilweise musicalartig anmutet. Dieses Monster einen „Horrorfilm“ zu nennen, ist daher fast schon eine schwerwiegende Beleidigung. Alleine die Detailverliebtheit seiner tollen Sets, die mich manchmal ein wenig an KILL BILL VOL.2 erinnerten, zeigen was für Fähigkeiten in Rob Zombie stecken und sollten das Klischee „Moderegisseur“ eindeutig aus der Welt schaffen. Ein dickes Lob darf sich Zombie auch für seine tollen Darsteller einheimsen. Ich kann mich nicht erinnern schon einmal einen Film gesehen zu haben, bei dem die Darsteller so ihren Spaß hatten. „Overacting at it’s best“ als Mother Firefly in der Zelle tobt und theatralisch den fallenden Engel doubelt. Genau so wunderbar aber auch Baby, welche Gogo Yubari ernste Konkurenz macht („Chinese, Japanese, dirty knees,…look at these“) Unentschlossenheit macht sich hier eher bei Spaulding breit: Hat er tatsächlich geschauspielert oder war er einfach wie immer?

Zu eine Roadmovie aus der Feder von Rob Zombie darf natürlich in erster Linie eines nicht fehlen: Ein sehr guter Soundtrack. Und den gibt es. Es gibt wunderbare Songs die perfekt in diese trügerische Einöde passen. Ganz klar: Den absoluten Höhepunkt stellt „Free Bird“ da. Wir sehen 3 zu Tode gequälte Psychopathen die sich unter der knallenden Sonne in einem Cabriolet ihre Wunden lecken. Immer wieder fängt die Kamera die Umgebung ein, im Hintergrund dröhnt der Song. Es ist bemerkenswert inwiefern sich die Prioritäten ändern wenn man den richtigen Song zur rechten Zeit anklingen lässt.

Schließlich treibt es Zombie mit seiner Charakterzeichnung auf die Spitze: Wir selbst machen den kranken Cop, welcher eigentlich nur den Tod seines Bruders rächen will zum größeren Arschloch. Wir hoffen, nein wir flehen darum das uns die Firefly’s erhalten bleiben. Und das obwohl uns Zombie immer wieder unmissverständlich zu verstehen gibt, das diese Kinder des Teufels keine liebeswerten Menschen sind und es auch nie sein werden. So oft wir auch denken und hoffen das sie sich vielleicht ändern…sie tun es nicht. Sie werden grausamer, sadistischer und bösartiger. Und doch freuen wir uns als wir merken, dass die 3 zerschnittenen & verbeulten Körper im Auto, dass am Ende über den Highway schlängelt noch atmen. Woran verdammt noch mal liegt das? Ich denke weniger daran das in jedem von und ein Monster schlummert (Hallo Mr. Cronenberg), als das uns diese Freaks wohl irgendwann ans Herz gewachsen sind, zwischen all den Schimpfwörtern und bestialischen Tötungsszenen. Vielleicht weil wir genau so etwas sehen wollen, vielleicht aber auch weil diese Gescheiterten Existenzen auch einmal Menschen gewesen sein müssen..

Irgendwann muss ihr Leben aus den Fugen gelaufen sein und ihr Herz hat aufgehört zu schlagen. Man weiß nicht ob sie diesen Tag verfluchen oder ob es ihnen egal ist. Rob Zombie macht uns in der letzten Szene aber unmissverständlich klar dass ihr Wille ungebrochen ist, selbst wenn ihr Körper schon am Ende ist. Und so raffen sich 3 kleine Desperados ein letztes Mal auf um Widerstand zu leist und zu zeigen: Uns bekommt ihr nicht klein.

THE DEVIL'S REJECTS ist spätestens in dieser Szene mehr als ein gewöhnlicher Horror oder allgemein Genrefilm. Auf eine locker, lässige Art und immer mit einem Zwinkern, inszeniert Rob Zombie hier einen Augenschmaus der höchsten Güte, der sehr wohl neben der brillianten 70's Optik auch inhaltlich überzeugt. Dort wo andere Regisseure einen Schritt gehen, geht Zombie gleich drei. So bricht er die Grenzen in jedem Genre das er in seinem neuen Film vereint und macht aus einem skurrilen Slasherfilm ein facettenreiches, vielseitiges Filmperlchen. Wehrend unsere Ohren noch dem tollen Soundtrack nach horchen und unsere Augen versuchen die Mischung aus dreckigem Ödland und wunderschönen Bildern zu verarbeiten, beschäftigt sich der Geist unentwegt mit der einen Frage: Hoffentlich geht es Familie Firefly gut. Hoffentlich ist zwischen mir und ihr genug Sicherheitsabstand. 10/10

Donnerstag, Juli 06, 2006

Kino: HWAL - THE BOW



Ein Boot schwimmt sachte auf dem ruhigen Meer umher. An Board sind nur ein alter Mann und ein kleines Mädchen. Wie liebevoll der Großvater doch mit seiner Enkelin umgeht, denkt man sich. Aber weit gefehlt. Das sechzehnjährige Mädchen und der gut dreimal so alte Greis sind ein Liebespaar. Da eine Frau aber erst mit siebzehn Jahren heiraten darf, zählt man schon die übrigen Tage, bis beide sich endlich vereinen dürfen. Als eines morgens bei den Fischern die das Boot des Alten mieten auch ein junger Mann ist, verliebt das Mädchen sich in ihn. Der Bootsherr reagiert darauf sehr ungehalten. Das junge Weib, hin und her gerissen von den beiden Männern, weiß nicht mehr wo ihr der Kopf steht. Doch eine Entscheidung muss her…

Kim Ki-Duk’s HWAL wurde schon auf den vergangenen Filmfesten des Jahres gefeiert. Bei der Premiere in Cannes wurde der Film als absolutes Meisterwerk gekürt. Eines vorne Weg: Diesem Ruf wird THE BOW ganz und gar nicht gerecht. Im Grunde genommen passierte das, was schon längst einmal zu erwarten war. Kim macht eine Bauchlandung.

Wäre THE BOW ein Schiff, so würde es wohl an allen Ecken und Enden lecken. Die Story ist nicht sonderlich interessant, gerade für Kim Fans ist dieses Thema eigentlich schon abgehakt. Spätestens nach BAD GUY hat man genug von der immer wieder kehrenden Geschichte des armen Mädchens, dass von einem arroganten Egoisten festgehalten wird, um ihr dessen Liebe aufzuzwingen. Im Gegensatz zu THE BOW schafft BAD GUY das ja noch mit Bravur, da die krasse Thematik nicht im Kontext mit der Inszenierung stand. BAD GUY war durch und durch Harsch & Grob, schaffte es dadurch aber eine gewisse Schönheit zu zeichnen. Bei THE BOW versuchte Kim Ki-Duk aber etwas anderes. Man erkennt ganz deutlich das er versucht die erbarmungslose Ehrlichkeit und die krasse Direktheit seiner früheren Film mit dem meditativen Flair und der geistigen Freiheit seiner letzten Filme (FRÜHLING, SOMMER, HERBST…, BIN JIP) zu verschmelzen. Doch das funktioniert rein gar nicht.

Auch Drehbuchtechnisch gibt es einiges zu beanstanden. So ist für mich die größte Frage diese: Warum sprechen die Hauptfiguren nicht? Wer Kim Ki-Duk kennt, wird jetzt wohl schmunzeln, doch ich meine das ernst. Hatten die Hauptcharaktere in seinen anderen Filmen noch einen Beweggrund für ihre Stummheit, so ergibt sich hier keinerlei Sinn darin. Die ganze Inszenierung fängt an zu wackeln, da beide Figuren es nicht schaffen, ihre Gefühle nur über die Mimik und die Gestik zu transportieren. Es kommen Leute auf das Schiff, sprechen zu beiden, doch Mädchen und Greis lächeln nur doof zurück. Das funktioniert so nicht. Wenn ich wie in „Bin Jip“ Emotionen per Medium Fotographie ausdrücke, dann ist das eine wunderbare Sache. Die Harmonie und Balance der beiden Charaktere hätte vielleicht nichts schlechter getan als wenn sie angefangen hätten zu sprechen. Doch eben nicht bei THE BOW. Hier haben Emotionen nicht wirklich denselben Stellenwert. Das „Schweigen“ fühlt sich wahnsinnig unecht an. Mir kommt es vor als wäre dies nur noch ein billiger Trick um in der Arthousewelt als innovativ zu gelten und Festivalbesucher einzulullen. Und diese Aussage schreit der Film grade zu heraus: „Ich bin innovativ: Meine Charaktere sprechen nicht, sie handeln sehr mystisch, und tief unter ihnen ist eine wichtige Message verborgen…“

Es kommt noch schlimmer. Stellenweise wirkt HWAL einfach nur wie ein „Best-Of“ aus Kims Filmographie. Wir haben wieder das Mädchen das ihren Peiniger liebt (BAD GUY, BIRDCAGE INN), das metaphorische Leben auf dem Wasser (FRÜHLING, SOMMER, HERBST…, SEOM – THE ISLE), die Tierquälerei früherer Werke wenn auch nur minimal (ADDRESS UNKNOWN, SEOM – THE ISLE), die stummen Protagonisten (SAMARIA, SEOM, ADDRESS UNKNOWN, usw.) - Ein einziges Ersatzteillager. Das alles fühlt sich so verkrampft an. Als wolle Kim Ki-Duk unbedingt zu alter Kreativität und Inspiration gelangen oder es eben wenigstens so aussehen lassen. Nie fiel mir die Künstlichkeit eines Ki-Duk Films so sehr auf wie hier. Es ist die reinste Farce. Das Meer ist die Bühne, das Schiff ihre Kulisse. Und dieses Bild entschwindet für keine Sekunde des Films, traurig aber wahr.

Dabei gibt es hier wirklich wunderbare Ansätze. Nehmen wir nur einmal die wirklich tolle Musik, die ähnliche Kräfte besitzt wie der Soundtrack zu BIN JIP. Außerdem besitzt THE BOW eine sehr gelungene Farbgebung. Die vielen Blautöne passen wunderbar zum Meer, wehrend die bunte Vielfalt das triste Bild des Films positiv aufhellt. Eben so gelungen auch die Symbolik des „Bogens“ (Namenseber des Films). So kann er nicht nur als Mordinstrument benutz werden, sondern auch als Instrument welches aufheitert und Ruhe spendet. (Bin Jip – Golfschläger). Eine schöne Illustration des von Kim Ki-Duk so geliebten Ying-Yang Ansatzes. Weiter besitzt „The Bow“ ein paar wirklich gelungene Aufnahmen, wie zB. die Schussszenen des Alten. Leider wird in den letzten 20 Minuten dann wieder mal einiges zerstört.

ACHTUNG SPOILER!
Wenn das Mädchen dann schließlich spirituellen Sex mit dem Geist des Verstorbenen hat, stehen dem Zuschauer die Haare zu Berge. Das ist dann nämlich wieder aus der Sparte: „Ich gehöre ins Arthousekino, nicht vergessen!“ Der Abschlusssatz (Wie bei Bin Jip) eignet sich höchstens dafür ihn an die Haustüre zu hängen. Dem Film gibt er keinen neuen Ansatz, außer das man wieder einmal das Grübeln anfängt, um die versteckte Botschaft zu knacken. Alles was er uns mitteilt, wissen wir schon seit den vergangenen 70 Minuten.

Die erste Hälfte war doch einfach noch interessant. Der Mann welcher sich die gewünschte Ehefrau „heranzüchtet“, das Mädchen, welche es einfach nicht anders kannte. Und hier sind wir wieder mal bei Kims häufiger Anti-Zivilisations-Haltung. Genau diese (FRÜHLING, SOMMER, HERBST…) ist es, die auch diese netten Denkansätze eher madig macht. Das Mädchen hatte es so wunderbar beim alten Mann, erst das moderne Leben, sprich die Zivilisation hat sie undankbar gemacht und verdorben. Das Bild welches hier gezeichnet wird, gefällt mir ganz und gar nicht: Sie hätte in Frieden wohl umsorgt leben können, doch die neumodische Musik, die „böse“ Zivilisation und ein junger Mann ziehen sie in ihr eigenes Grab. So tut dem Zuschauer der alte Mann am Ende ja noch eher Leid als das Jahre lang „verarschte“ Mädchen. No Thanks.
SPOILER ENDE!

Ki-Duk hat mit THE BOW meiner Meinung nach seinen schwächsten Film gedreht. Weg ist die Leidenschaft, fort auch der meditative Bann. Hier wird nur ein völlig altbackenes, stellenweise fast schon langweiliges „2 Personen-Theaterstück“ aufgeführt, welches dabei auch noch unheimlich neu und kunstvoll aussehen will. Klar hat THE BOW eine nette Optik, doch hält es sich mit ihm ähnlich wie mit Wong Kar-Wai’s völlig überschätztem „2046“ Beide sind wie eine Porzellanfigur – glänzend, Schön und zerbrechlich wirkend - aber vor allem Hohl. Das heißt Inhaltlich kommt THE BOW bei weitem nicht an die Qualität anderer Ki-Duk Filme ran, auch wenn Ansätze vorhanden sind. Das der Film aber nicht mal mir, als absolutem Kim-Fan gefällt, halte ich für äußerst bedenklich. Hoffen wir auf kommende Filme, sein neustes Werk TIME startet gerade in den koreanischen Kinos. Einen Ausrutscher darf man wohl wirklich machen. Vor allem bei 12 Filmen. 3-4/10

Montag, Juli 03, 2006

Kino: HARD CANDY



Tastaturgeräusche erklingen, wir folgen einer Chatsequenz. Es ist eine Unterhaltung zwischen Hayley und Jeff, die endlich vorhaben sich einmal im „realen“ Leben zu treffen. Eigentlich eine ganz normale Sache, wäre Jeff (Patrick Wilson) nicht Anfang dreißig und Hayley (Ellen Page) erst vierzehn Jahre alt. Frei nach der Devise „Die inneren Werte zählen“, entscheiden sie sich dennoch für ein Treffen. Und sie plaudern, lachen, grübeln, haben Spaß. Wieso also den Nachmittag verstreichen lassen? So fahren sie zu Jeff. Was nun folgt ist der klassische Motivtausch: Denn mit dem Eintritt in die Wohnung endet der Prolog. Das Kammerspiel beginnt, aus Tätern werden Opfer und umgekehrt.

Ein Zuckerschlecken ist HARD CANDY gewiss nicht, was folgt sind 90 nervenaufreibende Minuten. Regisseur David Slade beweißt, dass man keine Hektoliter Blut braucht um einen spannenden, eiskalten Film zu schaffen. Er nutzt das durchgestylte Haus als Theaterbühne für das Psycho-Duell, welches seine Spannung weniger durch hektische Schnitte und das ausgelutschte Katz-&-Maus-Spiel bezieht, als durch die rasiermesserscharfen Dialoge. Bis zuletzt wissen wir nicht ob Jeff wirklich jene pädophilen Neigungen besitzt, für die Hayley ihn verurteilt. Immer wieder verschwimmen die Sympathien des Zuschauers und müssen sich neu ordnen.

Die Optik ist hierbei meisterlich. Werbefilmer Slade versteht es den Film von Kopf bis Fuß durchzustylen, sodass man selbst von der Einleitung nicht genug bekommen kann. Die Farbgebung und der DV-Einfluss bilden die perfekte Kulisse für das Theaterstück. Einerseits wirkt alles hyperrealistisch, bedient somit auch den voyeuristischen Gedanken, anderseits strahlt HARD CANDY durch sein Rot/Weiß-Schema eine enorme Künstlichkeit aus, welche aber zu keinem Zeitpunkt die Gewalt ästhetisiert. Die vielen CloseUps nerven vielleicht an ein paar Ecken, sind aber ebenso wichtig für den Film. David Slade setzt Hayley in Szene, lässt sie sich vor der Kamera räkeln oder ihren Schmollmund zeigen. Er bietet sie uns förmlich an. Wir werden zum Voyeur, verschmelzen schließlich mit Jeff. Ebenso groß ist auch das Spiel der beiden Hauptdarsteller die es ohne Probleme schaffen den Zuschauer auf sich zu fixieren. Wehrend Patrick Wilson kurzzeitig zum Monster mutiert, schafft es die überwiegend smarte Hayley das volle Programm aufzufahren: Erst kindlich naiv, dann psychisch deprimiert und gegen Ende auch noch eiskalt und berechnend. Neben Dakota Fanning sicherlich DIE Nachwuchshoffnung Hollywoods, betrachtet man ihre Rolle in X-MEN 3 und hier als Pädophilen-Jägerin.

Und doch geht es Slade ganz offensichtlich nicht in erster Linie um das Thema Pädophilie: Er nutzt es eher als eine Rahmenkonstruktion um sein doppeltes Spiel mit Macht, Moral und Schein auf die Spitze zu treiben. Slade baut sich seine beiden Pole nur auf, um die gegen Ende ad absurdum zu führen. Genauso wenig wie Haylay das kleine, unschuldige und naive Mädchen (oder sollten wir sagen Opfer) ist, bricht auch Jeff mit dem Klischee des schokoladeverteilenden Opas, welcher ein Mädchen in den Wagen ziehen will. Zu Anfang zeichnet sich doch eine sehr dünne Linie zwischen Opfer und Täter. Erst später müssen wir erkennen, dass es hier längst egal ist in welche Schublade man sie gerne einsortieren würde, denn schuldig sind sie beide. An diesem Punkt ist HARD CANDY sicherlich am stärksten, indem er Klischees fallen lässt und auch die Motive vor unseren Augen zerplatzen lässt. Sicherlich baut Slade ein Stück weit auch auf die Forderung der Gesellschaft, härtere Strafen für Kindesmissbrauch ein zu führen. Gerade in den Szenen auf dem Dach entsteht dann, trotz einem gewissen Mitleid für Jeff auch ein Gefühl der Genugtuung.

Ist HARD CANDY deswegen ein klares Plädoyer für Selbstjustiz? Ganz klar: Nein! Der Film überspitzt die Figur des Racheengels so stark das keiner übersehen haben dürfte, dass Hayley, abgesehen von ihren nachvollziehbaren Ansätzen, vielleicht sogar den größeren Dachschaden haben dürfte, was um Himmelswillen nicht als Statement FÜR Jeff zu verstehen ist. Hier liegt doch der Vorzug gegenüber anderen Filmen um diesen Themenkreis. HARD CANDY schafft die Gradwanderung, bei der so viele andere scheitern. Er erläutert wieso es kein reines Schwarz und Weiß gibt, wo doch Jeff bis kurz vor Schluss nie eindeutig als Schuldig befunden oder Hayley ebenso nicht klar als Psychopathin abgestempelt werden kann. Das Alles macht HARD CANDY mehr als gut, weswegen ich den Film auch letzten Endes so mag. Technisch, das heißt visuell und darstellerisch, ist der Film ein Nonplusultra. Er ist kontrovers und provokant, nicht aber um eben nur das zu sein. HARD CANDY ist ein Kammerspiel der alten Schule, verpackt in zeitgenössischem Ambiente.

8-9/10