Dienstag, Juni 20, 2006
DVD: SCARED
Official Selection Fantasy Film Festival 2006
Tja, wo fängt man hier am besten an? Weil in Thailand der Slasher boomt, war es nur eine Frage der Zeit bis sie ihr schwarzhaariges, schleichendes Mädchen im Schrank verstauen und sich auf fremdes Terrain begeben. SCARED könnte man als thailändische Antwort auf HAUTE TENSION ansehen, selbst wenn er nie die Klasse und die Atmosphäre von Aja’s aggressivem Reißer erreicht. Hier handelt es sich eher um eine Mischung aus BATTLE ROYALE, ADVENTURE OF IRON PUSSY und den zeitgenössischen Teen-Slashern, in denen nach dem “Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip“ einer nach dem anderen abgemurkst wird.
Eines vorne weg: Objektiv betrachtet ist SCARED einer der vielleicht schlechtesten Filme die mir seit Jahren untergekommen sind. Das fängt bei den laienhaften Darstellern an und hört mit dem unpassenden, viel zu heiteren Soundtrack auf. Die Effekte sind unterste Schublade, düstere Atmosphäre kommt zu keinem Zeitpunkt auf. Eigentlich macht SCARED so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Schon nach ein paar Minuten merkt der Zuschauer, dass keiner der Wesen vor und hinter der Kamera von Tuten und Blasen auch nur die geringste Ahnung haben.
Ich schätze das genau hier der Reiz liegt: SCARED ist übelster Trash, keine Merkmale kommen über die eines B-Movies hinaus. Und dennoch bleibt der Film unheimlich sympathisch, nimmt sich nicht für eine Sekunde ernst. Ich habe den gesamten Film über vor lachen auf dem Boden gelegen, konnte mich an vielen Stellen kaum wieder einkriegen. SCARED lässt kein Horrorfilmklischee aus, sogar das asthmakranke Mädchen deren Spray auf der Flucht vor dem Killer abhanden kommt wurde nicht vergessen. Es macht wahnsinnig Spaß die absurden Tötungsszenen zu erleben, von denen es hier nun wirklich nicht wenig gibt. Eine ganze Schulklasse wird abgemetzelt, ein kranker Einfall jagt den nächsten. Mädchen werden in Telefonzellen vergast oder von Fensterhebern enthauptet, Jungs bekommen Holzpfähle durch den Hinterkopf oder werden von einem Jeep platt gemacht. Zeit zum durchatmen gibt es nicht. Alle 4 Minuten bekommt ein weiterer Schüler die Ehre in einer kleinen Soloszene qualvoll zu verenden. Gerade dieser hohe Bodycount, gepaart mit der immer anwesenden Unlogik und den total überzogenen Handlungsabläufen, macht es fast unmöglich den Film ernst zu nehmen.
Schließlich klaut der Regisseur sich auch noch durch sämtliche Slasher der Filmgeschichte. Die Motorsäge aus HAUTE TENSION kommt in einer ähnlichen Form genauso zum Einsatz wie verschiedene Momente aus THE DESCENT, TEXAS CHANSAW MASSACRE oder WRONG TURN. Der Plottwist gegen Ende animiert sehr zum schmunzeln, entkräftet er doch ein paar der scharfen Kritikpunkte, selbst wenn diese bis dorthin wahrscheinlich sowieso den meisten egal sein dürften. SCARED ist einfach ein extrem unterhaltsamer LowBudget-Schinken mit grässlicher Musik, schlechten Darstellern, einer total banalen, langweiligen Story und Logiklöchern, so groß wie Haustüren. Aber es scheint ein wenig als sei genau dies das Konzept des Films. Das Ende kann man doppeldeutig ja ebenfalls auf den Zuschauer beziehen. Insgesamt sehr, sehr netter Trash mit erhöhtem Blutfaktor. Genau das Richtige für eine Spätvorstellung auf dem FFF. Fun pur. 7/10
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Strange ... der Text klingt bis zum letzten Absatz wie eine 1/10-Wertung. Aber du begründest das dann ja. Wenn ich jedoch bedenke, dass du THE DESCENT 6/10 gegeben hast .... (darüber reden wir übrigens nochmal! *g*). Hast du die Thai-Scheibe?
Vega,
SCARED ist wirklich übelster Trash, aber genau deswegen auch so erfrischend unterhaltsam. Die übliche Slashernummer hätte uns hier nicht weiter gebracht, da ist die Konkurenz in diesem jahr zu groß. Fand ihn wirklich unfassbar komisch, ...ob der Film das auch sein will sei mal außen vor gelassen.
Ja, besitze die Thai-Scheibe ohne UT, hatte dafür meinen persönlichen Übersetzer. Wobei, eigentlich wäre der garnicht nötig gewesen. Man versteht alles auch aus dem zusammenhang heraus.
ach und wegen DESCENT:
Sehe das schon garnicht mehr so eng. würde bei einer Wertung nun zu soliden 8/10 greifen. Als Nonplus Ultra geht er für mich aber immernoch nicht durch. ;-)
Kommentar veröffentlichen