Sonntag, Februar 26, 2006

"Stay" & "Aeon Flux"

Notiz: Aus Zeitgründen leider eher kurzgehalten was die beiden FIlme angeht. Dafür kommt als nächstes wieder was längeres zu einem sehr tollen Film


~ Fusion

STAY stellt für mich wahrscheinlich schon jetzt eine DER Überraschungen 2006 dar. Es ist ein weitläufiges Problem, das ich mit Marc Forster, Regisseur von MONSTER’S BALL und FINDING NEVERLAND, habe. Doch gerade hier, in einem für ihn neues Genre schafft er es dann mich vollends zu überzeugen, indem er die meisten seiner Laster abstreift und einen gänzlich anderen Film dreht. STAY ist ein sehr cleverer Psychothriller im äußerst stylishen Gewand. Anders als noch beim vorherigen Film setzt Forster aber NIE auf Effekthascherei, sondern benutzt den kreierten Look so gut wie ausschließlich um seine Meta-physische Story zu unterstreichen. Das gelingt ihm meisterlich, sowohl Erzählweise als auch der charakteristische Werdegang der Figuren sind äußerst geheimnisvoll und unkonventionell angelegt.

So schafft es Forster den Film im Griff zuhalten ohne das sich die metaphersche Erzählung in Luft oder Pseudointellektuellem Nonsens auflöst. Ganz fehlerfrei schafft es aber auch STAY nicht über den Tüv. Das erste Drittel ist im Gegensatz zu den beiden letzten doch recht zäh. Wer sich nicht mühsam mit durch die verworrene Handlung kämpft fliegt raus. Wer jedoch am Ball bleibt wird am Ende mit wunderbaren Szenen und einer vollkommen zufrieden stellenden Auflösung belohnt. Selten hatte ich bei einem Film dieses Genres ein wohligeres Gefühl im Bauch als ich den Kinosaal verlassen habe. Forster löst seine komplexe Geschichte genauso meisterlich auf, wie er sie zusammensetzt. Ausnahmsweise werden dem Zuschauer mal keine hanebüchen Rechtfertigungsfetzen entgegen geworfen, sonder eine in sich stimmige Auflösung serviert, die fast schon in die Kategorie „Nachwuchs Lynch“ fallen könnte.

Ich bin stolz: STAY ist meine persönliche Versöhnung mit Marc Forster. Wenn ein so guter Film am Ende heraus kommt, in dem Sound, Handlung und Optik Hand in Hand spazieren, verzeihe ich gerne den ein oder anderen hölzernen oder neunmal klugen Dialog. Hinzu kommt natürlich noch das Naomi Watts, Ryan Gosling und Ewan McGregor allesamt wunderbar spielen. Das war sicherlich nicht das letzte Mal, dass ich in diese Welt abgetaucht bin. Zumal es hier mal keinen obligatorischen Plottwist gibt, der unlogisch oder bei erneuter Ansicht langweilig wirkt.
8/10


~ Nummernrevue

AEON FLUX ist natürlich konventionellstes Sci-Fi Blockbusterkino. Darum macht man auch zu keiner Zeit einen Hehl. Dafür besitzt FLUX eine sehr schöne Optik, ein sexy Quotenbabe und leicht überdurchschnittliche Effekte. Und sind wir doch mal ehrlich, …Mehr zu erwarten wäre Utopie. Es kommt darauf an welche Prämissen man an AEON stellt. In meinem Fall wollte ich einfach mal wieder einen bombastischen Film sehen, bei dem man sich ohne viel nachzudenken zurücklehnen kann und den Verstand für 2 Stunden abschaltet. Das klappte im Bezug auf AEON FLUX bis zu einem gewissen Punkt wirklich hervorragend. Charlize Therons 90 Minütige Turnstunde im Designerfummel hat meinen Augen gefallen. Mit den Kostümen zum Beispiel hat man sich wirklich mühe gegeben, zudem ist der Film sehr kurzweilig (oder ist er es einfach?).

Aber was sagt mein Verstand? Tja, der schaltete sich irgendwann wieder ein, als die erzählerische Entgleisung unaufhaltbar wurde. AEON FLUX erzählt uns nur Mist. Sogar soviel das man diesem opulenten Misthaufen irgendwann gar nicht mehr übersehen kann. Die ganze Handlung ist nicht nur total bescheuert und meilenweit davon entfernt irgendwas mit Logik zutun zu haben, stellenweise macht sie auch noch einen auf „Weltverbesserungsmaßnahmen“. Da schlackert jeder halbwegs aufnahmefähige Cineast mit den Ohren. So einen „Flora und Fauna“-Bullshit wollen wir doch gar nicht hören. Warum muss sich der Film an dieser Stelle so verdammt wichtig machen? Wieso kann er Miss Theron nicht einfach weiter straight durch die Pampa hüpfen lassen? Dann blieb wenigstens dieser dümmliche Schlag in die Magengrube aus, durch den man die Handlung auch noch so ignorieren kann: Sie wird jeden einholen.

Deswegen kann auch ich leider das was ich sehe nicht über das was ich fühle stellen. Was uns FLUX versucht aufzutischen ist schlicht und ergreifend allerfeinste Grütze. Und so wirkt er dann wirklich unterdurchschnittlich, selbst wenn ich manche Punkte für gelungen halte. 3-4/10

9 Kommentare:

Scarlettfan hat gesagt…

Fein, fein. Sehen wir STAY also durchaus ähnlich.

Was ich mir noch im Nachhinein überlegt habe:
Forster selbst hat am wenigsten dafür geleistet, dass STAY gelungen ist. Mittlerweile bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass dies in erster Linie ein Film des Drehbuchautors, des Kameramanns und des Cutters ist. Diese Aspekte des Films sind außerordentlich gut, während die Aspekte, für die allgemeinhin der Regisseur *direkt und unmittelbar* verantwortlich ist (Inszenieren von Menschen und ihren Handungen, Koordinieren von Dialogszenen) im Vergleich zum Rest stark defizitär sind.

Wenn Du nun konstatierst, der Film sei in der ersten Hälfte zäh und hölzern, liegt das wohl daran, dass STAY in Sachen Handlung und Optik erst ab einem gewissen Zeitpunkt die Schwächen seines Regisseurs kaschieren kann. Am Anfang geht es verstärkt um die Einführung der Figuren und um menschliche Interaktion. Dinge also, die Forster in jedem seiner Filme vergeigt. Lassen wir mal in FINDING NEVERLAND die Weinerlichkeit außen vor, dann sehen wir, dass sowohl STAY als auch NEVERLAND immer dann hölzern und bemüht wirken, wenn Menschen miteinander aggieren. Forster hat doch arge Probleme damit, Dialogszenen natürlich und unverkrampft wirken zu lassen - und zwar in jedem seiner Filme, nur auf unterschiedliche Weise. Sein Glück bei STAY ist halt, dass es zu der unrealen Handlung passt...

Deshalb sehe ich STAY eher als einen Film, der durch sein gutes Drehbuch und seine famose Optik lebt. Wie Du meinem Blog entnehmen konntest, bin auch ich im Großen und Ganzen recht angetan von STAY. Ich könnte mir sogar vorstellen, den Film später noch mal auf DVD zu sehen.

Lost in Imagination hat gesagt…

Weißt du was?

Deine Zeilen ergeben eindeutig einen Sinn. Habe darüber noch gar nicht so nachgedacht, deswegen breitet sich auch gerade ein breites Grinsen auf meinem Gesicht aus.

Aber für die otische Darbietung von STAY war doch auch FORSTER verantwortlich oder?

Das ist ja echt krass...*g*

Scarlettfan hat gesagt…

Ja, klar: der Regisseur ist letztendlich für alles verantwortlich, was einen Film ausmacht. Allerdings gibt es Dinge, für die er unmittelbar verantwortlich ist und es gibt Dinge, für die er nur mittelbar verantwortlich ist.

Und zu den Dingen, für die er direkt (und nur er alleine!) verantwortlich ist, zähle ich Schauspielerführung, Koordination von Dialogen und menschlicher Interaktion - eben alles, was mit dem Inszenieren von Menschen und ihren Handlungen zusammenhängt.
Mag sein, dass Forster auch bei Drehbuch, Schnitt und Kamera mitgesprochen hat, aber dennoch sind diese Dinge primär das Werk anderer Leute: Autor, Cutter, Kameramann.

Marcus kleine Filmseite hat gesagt…

@ scf

so habe ich den film auch noch nciht gesehen, wobei mirt dieses hölzerne in den dialogen und der schauspielführung kaum aufgefallen ist. zumindest muss man forster dann hier aber schon eine verbesserung zu "finding neverland" zugestehen. und auch wenn schnitt und kamera einen großen anteil an der fertigen produktion haben, so hat doch auch der regisseur in der komposition der bilder ein mitspracherecht und die letztliche entscheidung darüber. bin kein freund von fordter, aber so ungerecht möchte ich dann doch nicht werden. man muss auch mal sagen können, dass er einen guten film hinbekommen hat (ob zufällig ode rnicht).

Scarlettfan hat gesagt…

Danke für diese Einschätzung. Ich bin wie schon geschrieben nicht so milde zum Forster.*g*


"nd auch wenn schnitt und kamera einen großen anteil an der fertigen produktion haben, so hat doch auch der regisseur in der komposition der bilder ein mitspracherecht und die letztliche entscheidung darüber. "

Ja schon, nur ist das eigentliche Inszenieren von Menschen und Dialogen eine Sache, bei der ihm keiner helfen kann. Alles andere ist Teamarbeit. Und zumindest was den finalen Schnitt angeht, haben Regisseure so gut wie gar kein Mitspracherecht. Auch von den Künsten eines Kameramanns hängt das Gelingen eines Films ab. Wenn ein Director of Photography sich von dem jeweiligen Regisseur bis ins Detail instruieren lassen würde, hätten verschiedene Kameramänner nicht eigene Stile entwickelt, die *unverkennbar* sind - egal, wer beim Film gerade Regie führt.

Und freilich sehe ich in STAY wie auch in MONSTER'S BALL wie auch in FINDING NEVERLAND die gleiche Handschrift in der Inszenierung von Zwischenmenschlichkeit, Forsters Handschrift nämlich. Die drei Filme mögen noch so unterschiedlich sein, weisen aber in der Darstellung von verbaler und nonverbaler Interaktion dieselben Defizite auf. Scheiß drauf, dass MB hysterisch, FN sentimental und STAY benebelt ist - bei all diesen Filmen wirkt es unnatürlich, hölzern und zäh, wenn die Figuren in Interaktion zueinander treten. Aufgrund der völlig verschiedenen Drehbücher und visuellen Stile dieser Filme mag das ja nicht sofort auffallen, aber m.E. ist es so.

Ich weiß jetzt nicht, warum ich Deiner Meinung nach dem Forster Unrecht tue. Mache ich doch gar nicht. Freilich respektiere ich, dass er diesen Film gemacht hat. Ich respektiere, dass er alle Aspekte (und ja, dazu gehört auch Mitsprache beim Drehbuch und beim visuellen Stil) koordiniert hat. Ich respektiere, dass durch seine führende Hand dieser Film so geworden ist wie er ist und dass er als Verantwortlicher alle künstlerischen Aspekte supervised hat.

Gleichwohl aber sehe ich, dass der Mann nach wie vor Probleme hat, natürlich und flüssig wirkende menschliche (Sprach)Handlungen hinzubekommen. Das gute Drehbuch und der phänomenale visuelle Stil von STAY mögen das ja bis zu einem gewissen Grad kaschieren, aber warte mal, bis Forsters nächster Film kommt (der vielleicht - wie schon MB und FN - *nicht* von einem tollen Drehbuch und einer gescheiten Optik profitiert). Dann wird sich wieder für jeden deutlich zeigen, dass Mark Forster halt Mark Forster ist und in gewissen dramaturgischen Aspekten immer auf gleiche Weise versagt... Wetten, dass? *g*

Na ja, das ist jetzt nur Spekulation. Warten wir mal ab, bis der nächste Forster-Film in die Kinos kommt (STRANGER THAN FICTION kommt wohl noch dieses Jahr). Dann sehen wir ja, wie und ob Forsters Künste sich weiterentwickeln.

Lost in Imagination hat gesagt…

moment moment:
STRANGER THAN FICTION !? Oh nein sag bitte nicht das der mann sich als nächstes Ein Remake vorgenommen hat, das macht mir doch etwas Angst.

Scarlett,
soweit hast du schon recht. Das Einfachste wäre natürlich den nächsten FIlm anzusehen und gezielt nach diesen Aspekten zu suchen. Was MONSTERS BALL und auch FINDING NEVERLAND angeht, gebe ich dir uneingeschrenkt recht. Bei STAY bin ich noch etwas unschlüssig. Ich kann mich zB an fast keinen Dialog erinnern. Nur liegt das nun daran das sie so schlecht waren oder eben daran das die Potik so umwerfend ausgefallen ist? keine Ahnung. Ich sehe, um eine DVD Sichtung komme ich nicht herum *g*

Scarlettfan hat gesagt…

Schlecht geschrieben waren die Dialoge nicht, nur halt schlecht inszeniert. Das wollte ich damit sagen (bevor wir uns vielleicht falsch verstehen).

re: STRANGER THA FICTION

Es gab acht Filme mit diesem Titel. Ein Remake scheint Forsters Film nicht zu sein (zumindest geht das nicht aus der IMDb hervor). Das Drehbuch stammt von irgend einem absoluten Neuling (oh je).

Marcus kleine Filmseite hat gesagt…

ist "stranger than fiction" die neue komödie mit maggie gyllenhaal? *schmacht*

Scarlettfan hat gesagt…

ja, genau. Mal schauen, wie das so wird.